2013-11-10

Punta del Diablo

Ich bin ein Stück weiter die Küste entlang, bis knapp vor die Grenze zu Brasilien nach Punta del Diablo.

Punta del Diablo ist der komplette Gegenentwurf zu Punta del Este. Das ist so ein richtiges Aussteigerdorf. Auch hier wird zwar viel gebaut, aber alles nur kleine Bungalows, sowohl als Feriendomizil, aber auch zum Vermieten. Auch im Hostel hingen ganz andere Leute ab. Die ganz entspannte Fraktion. Schon nach wenigen Stunden war mir klar, dass ich auch noch mindestens eine Nacht länger bleiben wollte.

Orientierung

Als ich standardmäßig nach einer Karte gefragt habe, hat man mich nur ausgelacht. Da musste ich mir das Deusch-Sein ganz schnell abgewöhnen. Die Straßen hatten auch überwiegend keinen Namen bzw. zumindest keinen offensichtlich erkennbaren. Sie machten mir den Eindruck, weitgehend parallel zu sein, aber das war glaube ich ein Trugschluss. Ich habe mich auch am zweiten Tag permanent verlaufen. Dort sieht zwar jeder Bungalow anders aus, aber keiner ist markant genug, dass man sich daran orientieren könnte. Außerdem hat sich das Dorf deutlich länger gezogen, als man meinen könnte bei gerade mal 1000 Einwohnern. Das liegt wahrscheinlich an den ganzen Ferienbungalows. Davon werden auch noch etliche weitere gebaut. Normalerweise müsste man hier noch schnell in Grundstücke investieren. Das Dorf merkt gerade erst, wie hipp es doch ist.

Zum Dorf gehören vier Strände. Die beiden äußeren davon sind unfassbar lang, mehrere Kilometer! Und weil das Dorf so klein und unbekannt ist, kann man dort richtig alleine sein. Keine Seele weit und breit. Den ersten Abend habe ich mich einfach nur ans Meer gesetzt und nachgedacht. 
Am nächsten Tag habe ich mir ein Mountainbike ausgeliehen, um zum benachbarten Nationalpark zu fahren. So ganz ohne Karte. Einfach mal in die Richtung fahren und versuchen, sich zu orientieren, damit man auch den Rückweg wiederfindet.

Glück im Unglück

Der Park war vielleicht drei Kilometer entfernt. Dann bin ich weitere Kilometer rein gefahren und dachte mir noch: Wenn ich jetzt einen Platten bekomme, bin ich am Arsch. Dann müsste ich den ganzen Weg zurück laufen, mit einem Mountainbike auf den Schultern. Es hat keine Viertelstunde gedauert, schon hatte ich einen Platten im Vorderreifen. Als hätten meine Gedanken es heraufbeschworen. Ich hatte allerdings Glück. Der Nationalpark ist auch Militärsperrgebiet und ich war ganz in der Nähe eines Postens. Dort gab es eine Werkstatt und ich habe die vier dort arbeitenden Jungs um Hilfe gefragt. Mit Händen, Füßen und auch ein klein wenig Spanisch konnte ich ihnen mein Missgeschick klarmachen. Sie meinten ganz trocken: Ja, wir können das machen, aber jetzt nicht, erst nach dem Mittagessen. Es war 11 Uhr und ich dachte mir, besser als nichts. Dann habe ich den Reifen schon mal demontiert und die Jungs haben sich dabei kaputt gelacht, dass sie mich warten lassen. Ich konnte etwas sinngemäßes verstehen wie "Komm helf ihm doch, der will doch auch irgendwann zurück". Dann hat der Auszubildende Werkzeug geholt und mir den Reifen geflickt. Dummerweise ist die Luft aber wieder rausgegangen. Da hätte er fast eine über bekommen von seinem Lehrmeister. Und ich dachte mir nur, dass ich das schon längst selbst hinbekommen hätte, wenn sie mir das Werkzeug geben würden. Ich habe doch schon einige Fahrradschläuche geflickt. Beim seinem zweiten Versuch hat es dann aber geklappt und ich konnte weiter fahren. Entmutigen lassen habe ich mich nicht, ich bin noch weiter durch den Park gefahren und habe mich erst später auf den Nachhauseweg gemacht.

Mitten im Park war eine künstlich angelegte Lagune. Drum herum gab es mehrere Gehege, wo man die Tiere der Umgebung sehen konnte. In erster LInie waren das Vögel. Insgesamt fand ich es allerdings eine recht merkwürdige Interpretation eines Nationalparks (Militärübungsplatz und Streichelzoo).
Am anderen Ende des Parks gab es noch eine Festung aus Kolonialzeiten. Dummerweise hat die nur an manchen Tagen offen. Ich habe mich dann auf den Rückweg gemacht und ein paar Mal verfahren. Gar nicht so einfach ohne Karte. Zumindest an der Küste konnte ich mich orientieren. Nach fast 20 km war ich dann abends auch gut ausgepowert.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen