Ein Zitat, das dem Propheten Mohammed zugesprochen wird und das ich hier mal frei übersetzt habe, soll den zweiten Teil meiner Zusammenfassung spannender Begegnungen einleiten.
"Seamos realistas y hagamos lo imposible" (Seien wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche)
2013-11-30
Begegnungen eines Backpackers II
"Sag mir nicht, wie alt du bist und sag mir nicht, wie gut du erzogen bist. Sag mir, wie weit du gereist bist und ich sage dir, was du weißt."
Ein Zitat, das dem Propheten Mohammed zugesprochen wird und das ich hier mal frei übersetzt habe, soll den zweiten Teil meiner Zusammenfassung spannender Begegnungen einleiten.
Ein Zitat, das dem Propheten Mohammed zugesprochen wird und das ich hier mal frei übersetzt habe, soll den zweiten Teil meiner Zusammenfassung spannender Begegnungen einleiten.
2013-11-28
Asunción
Tango
Im Hostel fand abends eine kostenlose Tango-Einführungsveranstaltung statt. Ich wusste davon anfangs nichts. Als ich aber kurz vorher aus der Stadt zurückkam, wurde ich von eine hübschen, jungen Deutschen aufgefordert mitzumachen. Da lässt man sich dann auch nicht zweimal bitten. Sie hatte schon zwei ähnliche Veranstaltungen mitgemacht und konnte die Grundschritte somit schon halbwegs. Außerdem hatte sie sich richtig gestylt, ein schönes Kleid und Tanzschuhe getragen. Ich kam gerade aus der Stadt, war verschwitzt und hatte natürlich nur die Optionen Wanderschuhe oder barfuß (meine Wahl). Wir waren ein ungleiches Paar, ungefähr so wie die Schöne und das Biest. Über drei Stunden ging der Spaß. Partnertausch habe ich natürlich gekonnt ignoriert.Direkt hinter dem Regierungsbezirk mit dem ein oder anderen protzigem Gebäude... |
Fazit Paraguay
Das Land war definitiv noch nicht bereit für Touristen. Egal wo ich war, es gab keine gut zusammengestellten Informationen über die Sehenswürdigkeiten und Möglichkeiten in der Umgebung. Die Menschen waren überwiegend freundlich, aber verstehen konnte ich sie kaum, da sie sich über ihre indigene Sprache Guaraní identifizieren und auch ihre Spanisch davon einiges abbekommen hat. Ursprünglich wollte ich mindestens eine Woche länger bleiben, aber so bin ich dann doch lieber weiter gezogen, um etwas unternehmen zu können. Das Land hat eine sehr große deutsche Community. In den meisten Fällen waren diese Leute mir aber eher suspekt. So wurde ich auch öfters mal von Zeugen Jehovas angesprochen, die hier anscheinend Lunte gerochen haben. Überrascht hat mich auch, dass das Leben hier deutlich teurer war, als ich das erwartet hatte. Dabei dachte ich einst, dass Paraguay ein Armenhaus ist. Vielleicht ist das aber auch ein Irrglaube. Paraguay gilt so ein bisschen als die Kornkammer Südamerikas und Monokultur ist weit verbreitet. Abwechslungsreich war hingegen das Essen. Mandioca (am besten gekocht) oder auch das daraus gebackene Chipa (das Nationalgericht) haben es mir schwer angetan. Außerdem haben die arabischen Einwanderer hier eine eigene Art von Döner (Lomito Arabe) entwickelt und es gibt eine Art Zwiebelkuchen (Sopa Paraguaya). Die Entdeckung schlechthin war aber ein Rinderzungenschnitzel.2013-11-26
Villarica
Bei der Planung meines Aufenthaltes in Paraguay habe ich mir im Hostel in Encarnación noch Informationen geholt. Da sah dann immer so aus, dass ich gefragt habe, wie ich irgendwohin kommen könnte und als Antwort immer ein: "Oh, das ist fast unmöglich dahin zu kommen. Mach das besser nicht. Das kostet dich ein Vermögen, weil es keine öffentlichen Busse gibt, kostet eine Menge Zeit und wenn es regnet sitzt du fest." Großartig. Scheinbar will das Land keine Touristen zu seinen schönen Flecken durchlassen. Also blieb nicht mehr viel übrig. Villarica war so eine Empfehlung. Das lag einigermaßen auf dem Weg und solle doch sehr schön sein. Also habe ich mich in so einen Bus mit siebenstündiger Fahrt über Schotterwege gesetzt.
Die Fahrt hat aber nur deswegen so lange gedauert, weil wir gefühlt alle 500 Meter angehalten haben, damit 30 Leute von vorne nach hinten durch den Bus laufen, um zu versuchen irgendwas zu verkaufen. Die Betonung liegt auf irgendwas. Neben den üblichen Dingen wie Essen, Getränke, Sonnenbrillen, Handys und Socken waren meine Favoriten die Folgenden: Planschbecken, Gartenzwerge (sehr nützlich für Backpacker) und geschmückte Plastikweihnachtsbäume (bei knapp 40 Grad im Schatten wollte bei mir keine Weihnachtsstimmung aufkommen). Kaum war so eine Horde vorüber, haben wir doch glatt zwei Blocks später wieder angehalten und die nächsten haben mich belästigt...
Die Fahrt hat aber nur deswegen so lange gedauert, weil wir gefühlt alle 500 Meter angehalten haben, damit 30 Leute von vorne nach hinten durch den Bus laufen, um zu versuchen irgendwas zu verkaufen. Die Betonung liegt auf irgendwas. Neben den üblichen Dingen wie Essen, Getränke, Sonnenbrillen, Handys und Socken waren meine Favoriten die Folgenden: Planschbecken, Gartenzwerge (sehr nützlich für Backpacker) und geschmückte Plastikweihnachtsbäume (bei knapp 40 Grad im Schatten wollte bei mir keine Weihnachtsstimmung aufkommen). Kaum war so eine Horde vorüber, haben wir doch glatt zwei Blocks später wieder angehalten und die nächsten haben mich belästigt...
2013-11-23
Encarnación
Als nächstes bin ich nach Encarnación gefahren. Eine Stadt die sehr schön am Rio Paraná liegt, gegenüber der argentinischen Stadt Posadas, die hier im Hintergrund zu sehen ist. |
2013-11-22
Ciudad del Este
Aus Puerto Iguazu ging es über die Grenze nach Ciudad del Este in Paraguay. Da es jedoch keine direkte Brücke aus Argentinien nach Paraguay gibt, muss man über Brasilien fahren. Der Bus hält jedoch nur an der argentinischen Grenze. Einen erneuten Stempel aus Brasilien für ein 30 minütiges Tranist habe ich nicht bekommen. Viel witziger noch: Der Bus hält auch an der paraguayanischen Grenze nicht, sondern fährt direkt ins Busterminal, das 4 km entfernt liegt. Wenn man also einen Stempel haben möchte (was sinnvoll ist, wenn man auch wieder ausreisen möchte), so muss man auf eigene Faust zur Grenze gehen. Ich habe den Busfahrer gefragt, ob er mich dort nicht einfach rausschmeißen könne, damit ich den Weg nur einmal laufen müsse. Das hat er auch netterweise getan. Zumindest weiß ich jetzt auch, in welches Land man ganz einfach illegal rein kommt.
2013-11-17
Iguazú
Iguazú gehören zu den spektakulärsten Wasserfällen der Welt. Das Foto spricht ja wohl schon Bände. |
Die ganze Dimension von Iguazú kann man gar nicht auf einem Foto zusammenfassen. Die Fälle sind riesig. Eine wahre Naturgewalt, die mich unfassbar beeindruckt hat. |
Das Beweisfoto, dass ich die Fotos nirgendwo geklaut habe, sondern selbst da war. |
Ganz nah dran ist mindestens so beeindruckend wie aus der Ferne. |
Oberhalt der Fälle kann man ganz nah an den Abgrund heran. Plötzlich bricht dann das Wasser unter einem weg. Unglaublich beeindruckend. Ich kann mich gar nicht oft genug wiederholen. |
Für den Tag war Regen angekündigt. Davon war aber weit und breit nichts zu sehen. Der ganze Tag war perfekt. |
Wenn ich mir das Paradies vorgestellt habe, dann sah es ungefähr genau so aus. |
Wenn man Lust hat, kann man mit einem Boot in die Fälle hineinfahren. Das haben wir uns nicht entgehen lassen. |
2013-11-15
Odyssee
Ich war in Uruguay an der Küste und wollte an die argentinisch-brasilianische Grenze. Am einfachsten wäre es gewesen, mit dem Bus nach Montevideo zu fahren, eine Fähre nach Buenos Aires zu nehmen und dann einen 18-stündigen Bus nach Puerto Iguazú zu nehmen. Irgendwie hat sich in mir aber etwas dagegen gesträubt. Zum einen wäre das annähernd der gleiche Weg gewesen, den ich gekommen bin, und zum zweiten wäre das auch ein bisschen zu einfach gewesen. Ich wollte den direkteren Weg versuchen, auch wenn das bedeutet, mehrere lokale Busse zu nehmen.
Ich bin also zuerst von Punta del Diablo nach Chuy gefahren (frühmorgens) um dort ein Frühstück zu kaufen, zum Geldautomaten zu gehen und einen dreistündigen Bus nach Treinta y Tres zu finden (vormittags). Dort habe ich zu mittag gegessen und bin weiter nach Melo (nachmittags, 2 Stunden) und von dort nach Tacuarembó (abends, 3 Stunden). Ein kurzer Snack und eine kurze Nacht in einer Absteige bei sehr freundlichen Leuten später ging es noch vor Morgengrauen weiter nach Paysandú (5 Stunden). Ich dachte mir noch, dass meine Klamotten ruhig noch einen zweiten Reisetag verkraften und ich hier noch nicht wechseln müsste.
Eigentlich wollte ich ja woanders über die Grenze, aber da gab es erst 2 Tage später wieder einen Bus in diese Richtung, also musste ich improvisieren. In Paysandú habe ich nochmals einen Automaten gesucht, um Geld für die Weiterreise abheben zu können. Bei der Ausreise aus einem Land muss man ja immer aufpassen, nicht zuviel Geld übrig zu haben. Dann ging es nachmittags über die Grenze nach Colón auf argentinischer Seite. Dabei habe ich einen Franzosen kennengelernt und mir mit ihm die übrige Zeit in der Stadt, am Flussufer und in einem Fischrestaurant vertrieben.
Auf dem öffentlichen Klo konnte ich mich mit meinem Waschlappen noch einigermaßen frisch machen. Meine Klamotten waren allerdings so langsam an ihrer erträglichen Grenze angekommen. Wechseln konnte ich aber auch nicht mehr, weil ich in Uruguay aus finanziellen Gründen nicht waschen wollte, sondern lieber warten wollte, bis ich wieder in Argentinien war. Über Nacht ging eine 10-stündige Fahrt nach Resistencia weiter. Im Bus hatte ich erst eine Sitznachbarin, die ihre kleine Tochter auf dem Schoß hatte. Nach dem nächsten Stopp haben sie sich dann aber andere Plätze gesucht. Ob sie zwei nebeneinanderliegende Plätze gefunden haben, oder ob es an meinen Socken lag, weiß ich nicht. Ich halte beides für gleich wahrscheinlich.
In Resistencia kam ich früh morgens an und hatte eine weitere Busverbindung spät abends, wieder über Nacht (10 Stunden). Ich habe also eine Möglichkeit zum Gepäck verstauen gesucht und mich mit einem lokalen Bus ins Zentrum bewegt, um mir die Zeit zu vertreiben. Dabei habe ich natürlich direkt vergessen, meine Klamotten für einen Waschsalon mitzunehmen. Großes Kino. Noch einen Tag länger die gleichen Socken... Da wir mittlerweile den Tropen schon sehr nahe waren und ich den ganzen Tag nur geschwitzt habe, während ich durch das hochsommerliche Resistencia gelaufen bin, kann man sich vorstellen, dass meine Socken mittlerweile mit meinen Füßen verwachsen waren. Als ich am nächsten Tag dann endlich ein Hostel gefunden hatte, war die Erleichterung über eine Dusche doch sehr groß.
Ich bin also zuerst von Punta del Diablo nach Chuy gefahren (frühmorgens) um dort ein Frühstück zu kaufen, zum Geldautomaten zu gehen und einen dreistündigen Bus nach Treinta y Tres zu finden (vormittags). Dort habe ich zu mittag gegessen und bin weiter nach Melo (nachmittags, 2 Stunden) und von dort nach Tacuarembó (abends, 3 Stunden). Ein kurzer Snack und eine kurze Nacht in einer Absteige bei sehr freundlichen Leuten später ging es noch vor Morgengrauen weiter nach Paysandú (5 Stunden). Ich dachte mir noch, dass meine Klamotten ruhig noch einen zweiten Reisetag verkraften und ich hier noch nicht wechseln müsste.
Eigentlich wollte ich ja woanders über die Grenze, aber da gab es erst 2 Tage später wieder einen Bus in diese Richtung, also musste ich improvisieren. In Paysandú habe ich nochmals einen Automaten gesucht, um Geld für die Weiterreise abheben zu können. Bei der Ausreise aus einem Land muss man ja immer aufpassen, nicht zuviel Geld übrig zu haben. Dann ging es nachmittags über die Grenze nach Colón auf argentinischer Seite. Dabei habe ich einen Franzosen kennengelernt und mir mit ihm die übrige Zeit in der Stadt, am Flussufer und in einem Fischrestaurant vertrieben.
Auf dem öffentlichen Klo konnte ich mich mit meinem Waschlappen noch einigermaßen frisch machen. Meine Klamotten waren allerdings so langsam an ihrer erträglichen Grenze angekommen. Wechseln konnte ich aber auch nicht mehr, weil ich in Uruguay aus finanziellen Gründen nicht waschen wollte, sondern lieber warten wollte, bis ich wieder in Argentinien war. Über Nacht ging eine 10-stündige Fahrt nach Resistencia weiter. Im Bus hatte ich erst eine Sitznachbarin, die ihre kleine Tochter auf dem Schoß hatte. Nach dem nächsten Stopp haben sie sich dann aber andere Plätze gesucht. Ob sie zwei nebeneinanderliegende Plätze gefunden haben, oder ob es an meinen Socken lag, weiß ich nicht. Ich halte beides für gleich wahrscheinlich.
In Resistencia kam ich früh morgens an und hatte eine weitere Busverbindung spät abends, wieder über Nacht (10 Stunden). Ich habe also eine Möglichkeit zum Gepäck verstauen gesucht und mich mit einem lokalen Bus ins Zentrum bewegt, um mir die Zeit zu vertreiben. Dabei habe ich natürlich direkt vergessen, meine Klamotten für einen Waschsalon mitzunehmen. Großes Kino. Noch einen Tag länger die gleichen Socken... Da wir mittlerweile den Tropen schon sehr nahe waren und ich den ganzen Tag nur geschwitzt habe, während ich durch das hochsommerliche Resistencia gelaufen bin, kann man sich vorstellen, dass meine Socken mittlerweile mit meinen Füßen verwachsen waren. Als ich am nächsten Tag dann endlich ein Hostel gefunden hatte, war die Erleichterung über eine Dusche doch sehr groß.
Was hat es gebracht?
Verdammt viel! Ich fand meine Idee mit dem Hinterland durchqueren großartig. So kam ich in den Genuss, abwechslungsreiche Landschaften und sehr viel Leben in irgendwelchen touristisch unwichtigen Städten aufzusaugen. Außerdem musste ich mich permanent in Spanisch durchfragen. Nach Bussen kann ich nun einigermaßen Auskunft erlangen (insgesamt 8 verschiedene Busse von 8 verschiedenen Anbietern um von A nach B zu kommen). Meine Klamotten haben gestunken, ich habe mehrere Nächte infolge wenig und unruhigen Schlaf gehabt, an den Busterminals gab es insbesondere abends nichts gescheites zu Essen (nur Sandwiches) und irgenwie war ich trotzdem in meinem Element. Mir hat das unheimlich viel Spaß gemacht.Fazit Uruguay
Während den langen Busfahrten hatte ich genügen Zeit meine Erlebnisse Revue passieren zu lassen. Uruguay war ein Land, in dem es nicht allzu viel zu sehen gibt. Die Menschen waren allerdings sehr freundlich und hilfsbereit. Insgesamt war ich sehr Willkommen in diesem Land. Das lag wahrscheinlich aber auch genau daran, dass nicht so viele Europäer sich hier hin verirren. Ich habe das Land auf jeden Fall in mein Herz eingeschlossen. Wieder einmal hat sich bewiesen, dass es um viel mehr geht, als um reines Sightseeing.Resistencia
Die WM
In Uruguay gehen alle im Übrigen bei der anstehenden Weltmeisterschaft von einem Sieg Uruguays im Finale gegen Brasilien aus. So wie es auch 1950 bei der letzten und bislang einzigen WM in Brasilien war. Das sie sich dieser Tage erst noch qualifizieren müssen, spielt dabei keine Rolle. Ich würde mich freuen, wenn Uruguay und Mexiko die Quali schaffen. Dann wäre die Latino-Fraktion richtig stark vertreten bei der WM...Die Mär des Portugisisch Verstehens
Eigentlich war es mir auch vorher schon klar, es hat sich in den ersten Wochen bestätigt. Die meisten Brasilianer, die kein Spanisch sprechen, konnte ich kaum verstehen. Sie verstehen mein Möchtegern-Spanisch-Gefasel zwar, aber anders herum funktioniert das nicht. Ich glaube ja gut und gerne, dass die anderen Südamerikaner das brasilianische Portugisisch verstehen. Das funktioniert aber nicht, wenn das eigene Spanisch so schlecht ist, dass man selbst bei manch einem Genuschel auf Spanisch kaum ein Wort versteht. Dazu brauche ich noch ein paar Monate...2013-11-13
Begegnungen eines Backpackers
Alleine Reisen ist manchal komisch. So kam ich kaum in Colonia an, schon kannte ich die Lebensgeschichten von fast allen Backpackern im Hostel. In Montevideo lief es ähnlich. Dann allerdings, in Punta del Este und Punta del Diablo, habe ich mich mit fast niemandem ausgetauscht. Anschließend kamen dann wieder tolle Begegnungen. Woran liegt das? Sicherlich auch an meiner jeweiligen Laune, aber bestimmt nicht nur... So manch eine Unterhaltung ist auch wieder vorbei, bevor sie überhaupt angefangen hat. Viele Gesichter sind schnell wieder vergessen. Ein paar Begegnungen will ich mir hier aber für die spätere Zeit aufbewahren, denn schließlich lebt meine bisherige Reise von den vielen interessanten Menschen, die ich an jeder Ecke getroffen habe.
Martin
Da war zum einen der Deutsche, der seinen Versicherungsjob geschmissen hat, um ein Around the World Ticket zu buchen. Er war ein bisschen älter und ich habe ihn zu allererst gesiezt. Ein unverzeibarer Anfängerfehler, der zeigt, wie sehr ich doch schon wieder eingerostet war. Zu meiner Entschuldigung sei noch angeführt, dass es mein erster Tag nach Buenos Aires war. Ich habe es im Moment des Ausprechens auch direkt wieder bereut und mich lachend entschuldigt. So kamen wir ins Gespräch. Er hat kein Wort Spanisch gesprochen, als er sich auf den Weg gemacht hat und gerade einmal drei Wochen Sprachkurs in Quito auf sich genommen. Dann ist er los gezogen. Mittlerweile spricht er einigermaßen fließend. Wir haben uns unter anderem über das Deutsch-Sein lustig gemacht. Der typische Deutsche braucht Ordnung in seinem Rucksack...Kai
Dann war da der andere Deutsche, der seit drei Jahren ausgebüxt war. Europa, Neuseeland, Südamerika, hauptsache weg. Seinen Schlosser-Job hatte er gehasst. Anfangs war er mir suspekt, vielleicht auch weil er mir davon erzählt hat, wie er die letzte Nacht auf der Straße geschlafen hatte und am nächsten Morgen beim Scheißen hinter einem Haus von der Polizei erwischt wurde. Vielleicht war es aber auch die Geburtstags-Story, die mit Hasch, Kokain, Alkohol und Magic Mushrooms geendet ist. Als ich ihm dann von mir erzählte, hatte er aber ein enormes Verständis, das ich bislang selten fühlen konnte. Ich kann es nicht genau fest machen, aber die Nachfragen und der weitere Verlauf der Unterhaltung waren sehr interessant. Als er mir dann die Reste seiner Pasta angeboten hatte (ich hatte an dem Tag überhaupt keine Lust Geld für Essen auszugeben), habe ich schließlich alle Vorurteile über Bord geworfen. Der Typ war irgendwie doch cool. Den spannensten Ansatz lieferte er mit der Frage danach, welches Weltbild man doch aus den Artikeln der jeweiligen Sprache herauslesen könne. Wie kommen wir Deutschen eigentlich dazu, den Mond als männlich anzusehen? La Luna ist auch in meinen Augen deutlich passender...Der Schwede, dessen Name ich vergessen habe
Er war Mitte Zwanzig, hatte gerade sein Studium beendet und keine Lust sich direkt einen Job zu suchen, auch weil er sich nicht sicher ist, ob er nicht vielleicht in eine andere Richtung gehen will. So hat er sich dann entschieden, erst einmal durch Südamerika zu ziehen, um sich da seine Gedanken machen zu können. Seine Reise hatte aber gerade erst begonnen. Irgendwie kam mir die Geschichte bekannt vor. Wir haben uns auf Anhieb verstanden...Der Namenlose Ami
Amerikaner, Alter unbekannt, Name spielt keine Rolle, Heimat hat er keine (mehr). Seit 4 Jahren trampt er durch die Welt. Richtiges Trampen. Öffentliche Verkehrsmittel hat er nur benutzt, um die Kontinente zu wechseln. Familie? Freunde? Lebensziele? Die Antwort war immer gleich: ?! Gesprochen hat er nur, wenn er angesprochen wurde. Sonst hat er keinen Kontakt gesucht. Ich habe mich trotzdem lange mit ihm unterhalten (als einziger), ich fand den Typ irgendwie interessant...Lorena
Eine Kolumbianerin, die irgendetwas mit dem Namen Darmstadt verbunden hat. Was genau, dass konnte ich ihr dann erklären, als sie von ihrem Beruf als Pharmazeutin bei Merck (!) erzählte. So klein ist manchmal die Welt. Das kolumbianische Spanisch ist im Übrigen wie Musik in den Ohren. Die Aussprache ist so schön klar und vor allem reden sie nicht so schnell. Sie hatte aber auch sichtlich Spaß daran, mich in Spanisch zu unterrichten...Guilherme
Brasilianer, mit unfassbarer Lebensfreude. Er kam ins Zimmer und hatte nur kurz gefragt, ob ich das Bad bräuchte, er wolle mit seinen Kumpels ausgehen und vorher gerne noch duschen. Bis er allerdings unter der Dusche war, ist deutlich über eine Stunde verstrichen. Vorher war er damit beschäftigt, mich zu unterhalten. Soviel wie in diesen Minuten habe ich die letzten zwei Monate nicht gelacht. Er wollte mich überzeugen, dass meine Route zwingend über Brasilien verlaufen sollte. Mit einem Mix aus Englisch, Spanisch, Portugisisch, Händen und Füßen und enormer Austrahlung hat er mir klar machen wollen, dass alles für Brasilien und nichts dagegen sprechen würde. Jedes Mal, wenn er ein paar Wörter Portugisisch gesprochen hatte, meinte er: Siehst du, du hast es doch verstanden, das Argument zählt nicht. Nur beim Fußball war er nicht kompromissbereit. Die WM gewinnen die Brasilianer, da gibt es nix zu holen. Dass er es am Ende doch noch geschafft hat, sein Handtuch und sein Shampoo in die Hand zu nehmen, kam einem Wunder gleich...2013-11-10
Punta del Diablo
Ich bin ein Stück weiter die Küste entlang, bis knapp vor die Grenze zu Brasilien nach Punta del Diablo.
Orientierung
Als ich standardmäßig nach einer Karte gefragt habe, hat man mich nur ausgelacht. Da musste ich mir das Deusch-Sein ganz schnell abgewöhnen. Die Straßen hatten auch überwiegend keinen Namen bzw. zumindest keinen offensichtlich erkennbaren. Sie machten mir den Eindruck, weitgehend parallel zu sein, aber das war glaube ich ein Trugschluss. Ich habe mich auch am zweiten Tag permanent verlaufen. Dort sieht zwar jeder Bungalow anders aus, aber keiner ist markant genug, dass man sich daran orientieren könnte. Außerdem hat sich das Dorf deutlich länger gezogen, als man meinen könnte bei gerade mal 1000 Einwohnern. Das liegt wahrscheinlich an den ganzen Ferienbungalows. Davon werden auch noch etliche weitere gebaut. Normalerweise müsste man hier noch schnell in Grundstücke investieren. Das Dorf merkt gerade erst, wie hipp es doch ist.Glück im Unglück
Der Park war vielleicht drei Kilometer entfernt. Dann bin ich weitere Kilometer rein gefahren und dachte mir noch: Wenn ich jetzt einen Platten bekomme, bin ich am Arsch. Dann müsste ich den ganzen Weg zurück laufen, mit einem Mountainbike auf den Schultern. Es hat keine Viertelstunde gedauert, schon hatte ich einen Platten im Vorderreifen. Als hätten meine Gedanken es heraufbeschworen. Ich hatte allerdings Glück. Der Nationalpark ist auch Militärsperrgebiet und ich war ganz in der Nähe eines Postens. Dort gab es eine Werkstatt und ich habe die vier dort arbeitenden Jungs um Hilfe gefragt. Mit Händen, Füßen und auch ein klein wenig Spanisch konnte ich ihnen mein Missgeschick klarmachen. Sie meinten ganz trocken: Ja, wir können das machen, aber jetzt nicht, erst nach dem Mittagessen. Es war 11 Uhr und ich dachte mir, besser als nichts. Dann habe ich den Reifen schon mal demontiert und die Jungs haben sich dabei kaputt gelacht, dass sie mich warten lassen. Ich konnte etwas sinngemäßes verstehen wie "Komm helf ihm doch, der will doch auch irgendwann zurück". Dann hat der Auszubildende Werkzeug geholt und mir den Reifen geflickt. Dummerweise ist die Luft aber wieder rausgegangen. Da hätte er fast eine über bekommen von seinem Lehrmeister. Und ich dachte mir nur, dass ich das schon längst selbst hinbekommen hätte, wenn sie mir das Werkzeug geben würden. Ich habe doch schon einige Fahrradschläuche geflickt. Beim seinem zweiten Versuch hat es dann aber geklappt und ich konnte weiter fahren. Entmutigen lassen habe ich mich nicht, ich bin noch weiter durch den Park gefahren und habe mich erst später auf den Nachhauseweg gemacht.2013-11-08
Punta del Este
Ich bin erst einmal weiter an der Küste entlang gefahren. Nächstes Ziel: Punta del Este. Zu der gebuchten Promo-Aktion, mit der misslungenen Reservation in Montevideo gehörte auch eine kostenlose Übernachtung in Punta del Este. Da ich hier einen eigenen Voucher hatte, habe ich auch ganz dreist nachgefragt und siehe da: Die Reservation hat diesmal geklappt. Eine gratis Übernachtung, ich will mich nicht beschweren.
Bekanntschaft 1
Mich haben zwei junge Mädels (21) angesprochen, ob ich nicht ein Foto von ihnen machen könnte. Klar doch, das mache ich immer. Dann sind wir irgendwie ins Gespräch gekommen. Mir war das ganz recht, weil ich mich so weiter im Spanisch üben konnte. Die Fragen, die die beiden gestellt haben, waren auch mal etwas abwechslungsreicher, als die Standardunterhaltungen in Hostels. Lustig fand ich, dass sie sich gegenseitig, aber auch mich mit 'Kind' angesprochen haben. Zwar komme ich mir nicht mehr ganz so jung vor, es ist mir aber immerhin lieber als gesiezt zu werden.2013-11-06
Montevideo
Nächstes Ziel war die Hauptstadt Uruguays. Als ich ankam regnete es aus Kübeln, Besserung war nicht in Sicht. Zum Glück wusste ich aber gleich wo ich hinwollte und wie ich hinkam, denn ich hatte mir in meinem Hostel in Colonia eine Reservierung für das Hostel in Montevideo machen lassen. Das war eine Promo-Aktion. Mit Voucher und Anzahlung kam ich dann nach Montevideo im Hostel an und man sagte mir, dass meine Reservation nicht ankam und ich Pech hätte, sie seien schon voll. Meine Anzahlung bekam ich zwar zurück, aber da stand ich dann im wahrsten Sinne des Wortes im Regen, so ganz ohne Hostel.
Ich hatte mir aber noch helfen lassen, quasi als Kompensation und bei anderen Hostels anrufen lassen. Das war nicht allzu weit und sie hatten noch Betten frei. Es war ein Hostel, dass nicht im Lonely Planet steht und damit nicht ganz so überrannt ist wie die anderen. Im Grunde fand ich es dort auch ganz nett, weil ich ganz andere Typen von Menschen in diesem Hostel kennengelernt habe. Und bei Regen kann man auch nicht allzu viel machen, außer bloggen und sich mit den anderen Leuten unterhalten. Die Besitzerin mochte mich glaube ich, weil ich ihrem Sohn sehr ähneln würde. Sie war superfreundlich und hat mir mit meinem Spanisch geholfen. Am nächsten Tag war zwar auch für den ganzen Tag regen angesagt, aber morgens war es nur neblig, kein Regen. Also konnte ich losziehen.
Ich hatte mir aber noch helfen lassen, quasi als Kompensation und bei anderen Hostels anrufen lassen. Das war nicht allzu weit und sie hatten noch Betten frei. Es war ein Hostel, dass nicht im Lonely Planet steht und damit nicht ganz so überrannt ist wie die anderen. Im Grunde fand ich es dort auch ganz nett, weil ich ganz andere Typen von Menschen in diesem Hostel kennengelernt habe. Und bei Regen kann man auch nicht allzu viel machen, außer bloggen und sich mit den anderen Leuten unterhalten. Die Besitzerin mochte mich glaube ich, weil ich ihrem Sohn sehr ähneln würde. Sie war superfreundlich und hat mir mit meinem Spanisch geholfen. Am nächsten Tag war zwar auch für den ganzen Tag regen angesagt, aber morgens war es nur neblig, kein Regen. Also konnte ich losziehen.
Örtliche Müllabfuhr? |
Die Küstenlinie hatte was nettes: Nebel, Wind der mich fast aus den Socken gehauen hat, leichter Nieselregen, halbwegs kalt, also schon eher mein Wetter. Und der Ozean hat ganz schön Kraft. |
2013-11-05
Colonia del Sacramento
Von Buenos Aires aus ging es mit der Fähre weiter nach Uruguay. Erstes Ziel: Colonia del Sacramento.
Erst einmal ausspannen und das Wetter genießen. |
Auch die Autos machen einen guten Eindruck. Man könnte fast meinen, man sei in Kuba. |
Mein Lieblingsauto fährt glaube ich nicht mehr, nach seiner Transformation zum Blumenkasten. |
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