2014-03-30

Cuzco


Peru ist das Land der Inka und Cuzco war der Ursprung, das Zentrum und die Hauptstadt des Reiches. Wer also einen Südamerika-Trip plant, kommt um Cuzco gar nicht herum.

Die Stadt glänzt durch Kolonialbauten und gehört zu den schönsten, die man in Südamerika finden kann.

In den Straßen von Cuzco kann man sich schnell verlaufen, sie laden zum ausgiebigen Erkunden nur so ein. Hier war ich dann auch wieder alleine unterwegs. Anfangs war das noch anders angedacht, hat sich aber so ergeben.

Ich habe einen ganzen Tag damit verbracht, das Zentrum zu entdecken. Die meisten Städte hat man in 3 Stunden abgehandelt, aber hier war das anders.

Cuzco sollte meine Anlaufstelle und Basis für mehrere Tage sein. Die alten Inka-Ruinen wollten erkundet werden.

Einen Tag hat es mich ins 'Heilige Tal' verschlagen. Ich hätte mir die Ruinen mit einer geführten Bustour anschauen können, habe mich aber dazu entschieden mich mit öffentlichem Transport durchzuschlagen. Das habe ich mal wieder gebraucht. Im Grunde kostet es am Ende fast das gleiche und bedeutet einen gehörigen Mehraufwand, aber ich wollte mich mal wieder etwas mehr unter den Einheimischen herumtreiben. Das habe ich bis dorthin in Peru noch nicht wirklich getan gehabt. Und da ich wieder alleine unterwegs war, hat es sich angeboten wieder etwas zu unternehmen, wo ich auch wieder Spanisch sprechen musste.

Als erstes habe ich mir die Ruinen von Pisaq vorgenommen.

Mein Timing war perfekt. Ich bin so früh aufgebrochen, dass ich an den Ruinen ankam, bevor der Ansturm begann. Ich konnte also Entdecker spielen und hatte die Ruinen fast für mich alleine.

Das tolle an Pisaq war, dass die Ruinen über einen Berg verteilt lagen und man zwischendurch immer ein bisschen laufen musste. Der Ausblick auf das Tal hat sich somit auch ständig verändert.

Der Tag lief wie am Schnürchen. Selbst das Wetter hat mitgespielt.

Pisaq gehört mittlerweile zu meinen Lieblingsruinen. Das wusste ich zu dem Zeitpunkt aber noch nicht.

Eine andere Ruine, die ich im Heiligen Tal besucht habe, war Ollantaytambo. Mehrfach musste ich umsteigen, um hier hin zu kommen, aber es ist ja alles aufgegangen.

Im Grunde hat mir der Tag enorm gut getan, weil ich richtig abgelenkt war, auch alles richtig zu machen.

Auch am folgenden Tag habe ich mich um Ruinen gekümmert. In der Nähe von Cuzco gibt es 4 kleinere Ruinen, die man alle zu Fuß ablaufen kann. Die beeindruckenste davon war Saqsaywaman.

Nach sechs Ruinen war ich vorbereitet, auf eines der Highlights meines Trips. Ich hatte eine Reservierung für den Inka Trail gemacht und der sollte am übernächsten Tag starten. Darauf habe ich mich lange gefreut gehabt. In der Hochsaison muss man angeblich 6 Monate im Vorraus eine Reservierung machen, aber da ich in der Nebensaison unterwegs war, konnte ich zum Glück noch 6 Wochen vorher einen Platz abgreifen. Es blieb mir also genau einen Tag zur Vorbereitung und zum Ausruhen. Perfekte Planung nenne ich das.

Normalerweise bin ich niemand, der gerne sein Essen fotografiert, aber diesmal musste ich eine Ausnahme machen. Ein gegrilltes Meerschweinchen habe ich mir gegönnt. Das ist eine Spezialität der Region und wird zu bestimmten Anlässen aufgetischt. Für mich war ein spezieller Anlass, dass ich auf den Inka Trail durfte.

Der Inka Trail war einst der einzige Weg zu Machu Picchu und ein heiliger Pilgerweg, der an mehreren alten Ruinen vorbeiführt. Da der Trail trotz der Möglichkeit mit dem Zug zu Machu Picchu zu fahren zu beliebt bei Touristen war, wurde er streng limitiert, weswegen trotz eines hohen Preises die langen Reservierungszeiten zustande kommen. Ich hatte lange überlegt, ob ich es machen soll oder nicht, aber es hat sich zu verlockend für mich angehört, ich musste es machen und habe mich riesig gefreut, als es endlich los ging. Am ersten Tag durchquert man hauptsächlich Täler.

Gleich die erste Ruine, die man auf diese einzigartige Art und Weise kennen lernt, hatte es in sich. Die war alles andere als klein. Wir kamen allerdings nicht ganz nah ran, wir konnten sie nur von oben sehen.

Eine meiner bisherigen Hiking-Erfahrungen war, dass ich etwas für meine Knie tun musste. Die hatten mir so einige Probleme bereitet, nicht zuletzt im Colca Canyon. Viele hatten mir im Vorfeld empfohlen, mir Wanderstöcke zuzulegen. Schon auf der Bergtour auf dem Chachani hatte ich mir zwei ausgeliehen und damit enorm gute Erfahrungen gemacht. Ich wollte so Dinger haben. Mir wurde empfohlen, mir welche zu kaufen, da dies in etwa genauso teuer sei, wie sich welche auszuleihen und so habe ich mich auf die Suche gemacht. Die billigen hätten aber mein Gewicht kaum ausgehalten und wären nach wahrscheinlich ein paar Tagen gebrochen. So bin ich letztlich doch bei einem etwas teureren Modell gelandet. Ich hatte das ohnehin schon länger vor, da dies nicht mein letzter Hike sein sollte und eigentlich nur die Deutschen bei den Dingern etwas komisch schauen. Alle anderen Nationalitäten schauen dich eher schräg an, wenn du ohne solche Wanderstöcke hiken gehst. 

Der erste Tag vom Inka Trail war noch sehr entspannt. Ein gemütliches Einlaufen. Wir waren vielleicht 5 Stunden am hiken und der Trail war bis hierhin auch nicht allzu herausfordernd, aber immerhin wunderschön. Schon hier konnte man die ganze Magie spüren.

Ich weiß schon gar nicht mehr, wie viele kleinere Ruinen wir passiert haben, aber überall haben wir eine kleine Einführung von unseren Guides erhalten, wie das Inka Reich funktioniert hat, welche Funktionen die einzelnen Plätze hatten, usw. Insgesamt war das sehr informativ. Das hatte ich gar nicht so interessant erwartet.

Die verrückteste Pflanze, die ich je gesehen habe, habe ich anfangs für ein Insekt gehalten. Selbst auf dem Foto verwechsle ich das immer noch gerne. Es ist aber tatsächlich nur eine Pflanze.

Wir hatten einen Posten an einer Drei-Täler-Kreuzung erreicht, wo wir unser erstes Camp aufgeschlagen haben.

Das war unser Team. Ein Pärchen aus Kalifornien und eine Mexikanerin waren meine Teamkameraden. Sie alle sind einzig und allein für den Inka Trail angereist und hatten gerade mal eine Woche Urlaub von ihrer Arbeit. Wir hatten zwei Guides (einer war noch im Training) und fünf Träger. Dabei hatte ich mein Zeugs sogar selbst getragen, weil ich keinen weiteren Aufpreis zahlen wollte. Die Träger waren einzig und alleine für die Zelte, das Kochzeugs, das Essen, das Gas, Campingstühle und ihr eigenes Zeugs zuständig. In jeder Gruppe gab es mehr Träger als Touristen. Der Inka Trail ist auf 500 Personen pro Tag limitiert und da sind Guides und Träger schon miteingerechnet. Insgesamt dürfen also ca. 200 Touristen pro Tag auf den Inka Trail starten.

Pflege muss sein. Duschen hingegen gab es keine. Ich liebe das Camping-Leben ja irgendwie.

Der zweite Tag hatte es dann in sich. Wir mussten ziemlich viele Höhenmeter abspulen. Die meiste Zeit ging es über alte Inka-Treppen. Die sind auch der Grund, warum Träger eingesetzt werden, denn Maulesel würden die Steine zu sehr beschädigen und sind somit verboten. Selbst in Ausnahmefällen wie beispielsweise einer Verletzung dürfen keine Esel eingesetzt werden.

Es hat den ganzen Tag leicht geregnet und es gab fast nur eine Richtung: nach oben. Die armen Träger hatten jeder ca. 30 Kilo auf dem Rücken, in Rucksäcken, die sicherlich nicht gut auf der Hüfte abgestützt werden, sondern in erster Linie auf den Schultern getragen werden. Der älteste unserer Träger war schon 58 Jahre alt und ist in Sandalen da hoch gelaufen. Unsere Guides meinten, das seien alles Farmer, die harte Arbeit gewöhnt seien und sich als Träger einen kleine Zusatzlohn verdienen wollen. Jeder Träger würde nur 3 Monate auf dem Inka Trail arbeiten und danach wieder zu seiner Community zurückkehren. In den 3 Monaten arbeiten die meisten aber ohne Pause, ohne freie Tage. Kaum ist der Trail einmal abgelaufen, geht es direkt mit der nächsten Gruppe wieder los.

Auch am zweiten Tag kamen wir bei unzähligen Ruinen vorbei. Im Nebel hatten die etwas richtig mystisches.

Ich habe den Inka Trail richtig genossen. Wir sind am zweiten Tag erst von 3000 Metern auf 4200 Meter hoch gelaufen und haben dort den ersten Bergpass genommen. Danach ging es wieder auf 3500 Meter runter. Nach 6 Stunden kamen wir im Tal an und der Guide hat uns gefragt, ob wir hier den Nachmittag ausruhen wollten und am nächsten Tag einen langen Tag einlegen wollten, so wie es der Plan vorsah, oder ob wir, weil wir ja recht gute Läufer seien, auch den zweiten Bergpass noch am gleichen Tag laufen wollten und dafür den dritten Tag etwas gemütlicher angehen wollten. Da es ohnehin geregnet hat und wir keine Aussicht auf Sonne zum Trocknen hatten, wollten wir weiterlaufen und sind also noch über den zweiten Bergpass auf 3800 Metern gelaufen und anschließend wieder auf 3500 Metern angekommen, wo wir schließlich unser Zelt aufgeschlagen haben. Nach 9 Stunden und gut 20 Kilometern war ich richtig ausgelaugt.

Am nächsten Morgen hatten wir ganz kurz klares Wetter und konnten die Berglandschaft um uns herum genießen. Kurz darauf hat es aber wieder zugezogen. Aufgrund des langen zweiten Tages, waren wir vor fast allen anderen Gruppen und somit fast alleine unterwegs. Das hat das ganze noch einmal getoppt.

Ich habe mal gefragt, was denn passieren würde, wenn ich mich verletzten würde und nicht mehr weiterlaufen könnte, wo doch selbst in Ausnahmefällen keine Maulesel erlaubt seien. Mir wurde gesagt, dass dann einer der Träger mich tragen müsste und die anderen Träger seine Last und meinen Rucksack unter sich aufteilen müssten. Das wäre hin und wieder schon vorgekommen. Der Ausblickt, dass einer der Träger mich hier schleppen müsste, hat mich ganz schön abgeschreckt, ich war ab diesem Moment extra vorsichtig.

 Wir haben uns immer näher an die heilige Stätte herangetastet. der dritte Bergpass ging ganz einfach von der Hand. Es wurde immer spektakulärer, je näher wir dem Ziel kamen.

Ein Lama stand an einem Pass wie eine Wache auf seinem Posten. Das war ein Schnappschuss.

Die Ruinen wurden auch immer größer. Zumindest kam es mir so vor.

Da steht man noch weit über den Wolken und genießt den Ausblick,...

..., schon zieht es zu und man kann die Hand vor Augen kaum noch sehen. Ich mochte dieses Wetter in den Bergen.

Bloß nicht hinfallen, nicht dass einer der Träger mich schleppen muss...

Wir hatten unseren dritten Campground erreicht und waren unserem Ziel schon ganz nahe. So blieben uns an dem freien Nachmittag noch zwei superspektakuläre Ruinen übrig.

Was mir auf den ersten Blick gar nicht aufgefallen ist und erst durch den Hinweis der Guides deutlich wurde, ist dass eine Ruine konvex angelegt war,...

..., während die andere eine konkave Form hatte. So konnten die Inkas verschiedene Saat optimal anpflanzen.

Wir haben einen Moment direkt nach einem kleinen Schutt ausgenutzt, um die Ruinen zu erkunden. Perfektes Timing.

Am dritten Tag ging es dann mitten in der Nacht los. Das hatte zwei Gründe. Zum einen mussten die Träger an diesem Tag den Zug zurück erreichen und somit so früh los. Zum anderen wollten wir natürlich nach dem letzten zweistündigen Hike so früh wir möglich am Sungate ankommen, wo wir den ersten Blick auf Machu Picchu haben sollten. Dort angekommen sahen wir: Wolken. Ich konnte die Enttäuschung bei allen ungefähr 200 Touristen spüren, die extra um 3 Uhr in der Nacht aufgestanden sind, an diesem großen Tag.

Unser Guide meinte ganz cool: 'Macht euch keine Sorgen, sondern wartet kurz, das Wetter in den Anden ändert sich so schnell wie die Meinung einer Frau.' Es dauerte keine 10 Minuten bis sich der Himmel etwas aufklärte und uns mit diesem Magic Moment belohnte. Der erste Blick auf Machu Picchu ist der mit Abstand schönste. Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Das ist mit Abstand mein Lieblingsfoto.

Wenn man dann etwas näher an Machu Picchu ran kommt, kann man die Standartsicht genießen.

Ich habe mittlerweile schon tausend Fotos von anderen Reisenden aus dieser Position gesehen und habe selbstverständlich auch das ein oder andere Foto hier gemacht. Im Grunde kann ich diesen Blickwinkel aber nicht mehr sehen, da gefällt mir mein Foto vom Sungate doch deutlich besser.

Machu Picchu wird täglich von ca. 2500 Touristen besucht, die in erste Linie mit dem Zug ankommen. Alle sind sie frisch geduscht und stehen nervig im Weg herum, während man selbst vollkommen erschöpft nach 45 Kilometern, drei Bergpässen und über 3 Tagen ohne Dusche stinkend und verklebt ankommt. Die meisten haben mir freiwillig Platz gemacht, so sehr habe ich wohl gestunken, aber ich musste mich trotzdem erst mal an diese Masse an nervigen Touristen gewöhnen, nachdem ich drei Tage lang superschöne Ruinen fast für mich alleine hatte.

Machu Picchu ist selbstverständlich nochmal eine Krone obendrauf. Das ist nicht nur die größte Ruine, insbesondere die Lage in den Bergen macht natürlich etwas her. Hier kann man richtig die Magie des Ortes spüren. Man ist vollkommen überwältigt von diesem Ort.

Unsere Tour hatte einen geführten Rundgang von Machu Picchu inklusive und ich bin einfach nur hintergelaufen und habe zugehört. Zu faul war ich, als dass ich noch hätte auf eigene Faust mich umschauen können.

Aus allen Blickwinkeln ist Machu Picchu faszinierend. Ich hatte ein Re-Entrance Ticket für den nächsten Tag und eine Übernachtung in dem kleinen Touristenort im Tal dazu gebucht, weil ich am nächsten Tag die Erlaubnis für den Huayna Picchu hatte. Das hat alles nochmal extra gekostet, aber ich wollte auch diesen Blick auf die Ruine noch mitnehmen. Außerdem hat mir dieses Re-Entrance-Ticket auch als Sicherheit gedient, weil ich in der Nebensaison unterwegs war und auf keinen Fall mir diesen Ort vom Wetter versauen lassen wollte.

Am nächsten Tag bin ich also wiedergekommen und auf den Huayna Picchu geklettert. Das ist der Berg, der von den Standardfotos aus gesehen im Hintergrund ist. Dort ist ein kleines Guardhouse, aber ich konnte kaum etwas sehen, weil es einfach zu neblig war an diesem Tag. Ich habe fast die ganze Zeit ausgenutzt, die ich dort oben bleiben durfte, denn der Zugang hierzu ist ebenfalls streng limitiert, aber der Blick auf Machu Picchu wollte sich einfach nicht freigeben. So war meine Befürchtung mit dem Wetter in der Nebensaison also definitiv gerechtfertigt, nur dass ich den bessern Blick auf Machu Picchu an meinem ersten Tag hatte. Aus diesem Grund verbiete ich mir auch die Denkweise, dass ich mir dieses Ticket hätte sparen können.

Auch am Standardplatz konnte man die Ruine fast kaum sehen. An diesem Tag habe ich viele enttäuschte Gesichter gesehen, die eben nur für den einen Tag herkamen. Ich war da eher entspannt unterwegs und habe sogar noch ein ganz schönes Foto hinbekommen. Wenn ich wie gesagt nicht schon so viele Fotos aus dieser Position gesehen hätte, wäre das Foto ja sogar echt ganz cool.