2013-11-15

Odyssee

Ich war in Uruguay an der Küste und wollte an die argentinisch-brasilianische Grenze. Am einfachsten wäre es gewesen, mit dem Bus nach Montevideo zu fahren, eine Fähre nach Buenos Aires zu nehmen und dann einen 18-stündigen Bus nach Puerto Iguazú zu nehmen. Irgendwie hat sich in mir aber etwas dagegen gesträubt.  Zum einen wäre das annähernd der gleiche Weg gewesen, den ich gekommen bin, und zum zweiten wäre das auch ein bisschen zu einfach gewesen. Ich wollte den direkteren Weg versuchen, auch wenn das bedeutet, mehrere lokale Busse zu nehmen.

Ich bin also zuerst von Punta del Diablo nach Chuy gefahren (frühmorgens) um dort ein Frühstück zu kaufen, zum Geldautomaten zu gehen und einen dreistündigen Bus nach Treinta y Tres zu finden (vormittags). Dort habe ich zu mittag gegessen und bin weiter nach Melo (nachmittags, 2 Stunden) und von dort nach Tacuarembó (abends, 3 Stunden). Ein kurzer Snack und eine kurze Nacht in einer Absteige bei sehr freundlichen Leuten später ging es noch vor Morgengrauen weiter nach Paysandú (5 Stunden). Ich dachte mir noch, dass meine Klamotten ruhig noch einen zweiten Reisetag verkraften und ich hier noch nicht wechseln müsste.

Eigentlich wollte ich ja woanders über die Grenze, aber da gab es erst 2 Tage später wieder einen Bus in diese Richtung, also musste ich improvisieren. In Paysandú habe ich nochmals einen Automaten gesucht, um Geld für die Weiterreise abheben zu können. Bei der Ausreise aus einem Land muss man ja immer aufpassen, nicht zuviel Geld übrig zu haben. Dann ging es nachmittags über die Grenze nach Colón auf argentinischer Seite. Dabei habe ich einen Franzosen kennengelernt und mir mit ihm die übrige Zeit in der Stadt, am Flussufer und in einem Fischrestaurant vertrieben.

Auf dem öffentlichen Klo konnte ich mich mit meinem Waschlappen noch einigermaßen frisch machen. Meine Klamotten waren allerdings so langsam an ihrer erträglichen Grenze angekommen. Wechseln konnte ich aber auch nicht mehr, weil ich in Uruguay aus finanziellen Gründen nicht waschen wollte, sondern lieber warten wollte, bis ich wieder in Argentinien war. Über Nacht ging eine 10-stündige Fahrt nach Resistencia weiter. Im Bus hatte ich erst eine Sitznachbarin, die ihre kleine Tochter auf dem Schoß hatte. Nach dem nächsten Stopp haben sie sich dann aber andere Plätze gesucht. Ob sie zwei nebeneinanderliegende Plätze gefunden haben, oder ob es an meinen Socken lag, weiß ich nicht. Ich halte beides für gleich wahrscheinlich.

In Resistencia kam ich früh morgens an und hatte eine weitere Busverbindung spät abends, wieder über Nacht (10 Stunden). Ich habe also eine Möglichkeit zum Gepäck verstauen gesucht und mich mit einem lokalen Bus ins Zentrum bewegt, um mir die Zeit zu vertreiben. Dabei habe ich natürlich direkt vergessen, meine Klamotten für einen Waschsalon mitzunehmen. Großes Kino. Noch einen Tag länger die gleichen Socken... Da wir mittlerweile den Tropen schon sehr nahe waren und ich den ganzen Tag nur geschwitzt habe, während ich durch das hochsommerliche Resistencia gelaufen bin, kann man sich vorstellen, dass meine Socken mittlerweile mit meinen Füßen verwachsen waren. Als ich am nächsten Tag dann endlich ein Hostel gefunden hatte, war die Erleichterung über eine Dusche doch sehr groß.

Was hat es gebracht?

Verdammt viel! Ich fand meine Idee mit dem Hinterland durchqueren großartig. So kam ich in den Genuss, abwechslungsreiche Landschaften und sehr viel Leben in irgendwelchen touristisch unwichtigen Städten aufzusaugen. Außerdem musste ich mich permanent in Spanisch durchfragen. Nach Bussen kann ich nun einigermaßen Auskunft erlangen (insgesamt 8 verschiedene Busse von 8 verschiedenen Anbietern um von A nach B zu kommen). Meine Klamotten haben gestunken, ich habe mehrere Nächte infolge wenig und unruhigen Schlaf gehabt, an den Busterminals gab es insbesondere abends nichts gescheites zu Essen (nur Sandwiches) und irgenwie war ich trotzdem in meinem Element. Mir hat das unheimlich viel Spaß gemacht.

Fazit Uruguay

Während den langen Busfahrten hatte ich genügen Zeit meine Erlebnisse Revue passieren zu lassen. Uruguay war ein Land, in dem es nicht allzu viel zu sehen gibt. Die Menschen waren allerdings sehr freundlich und hilfsbereit. Insgesamt war ich sehr Willkommen in diesem Land. Das lag wahrscheinlich aber auch genau daran, dass nicht so viele Europäer sich hier hin verirren. Ich habe das Land auf jeden Fall in mein Herz eingeschlossen. Wieder einmal hat sich bewiesen, dass es um viel mehr geht, als um reines Sightseeing.

Resistencia

Resistencia ist die Stadt der Bildhauer. Knapp 200 Figuren aus Stein, Marmor oder Stahl gibt es hier zu finden. Ideal um sich einen halben Tag zu vertreiben. Die andere Hälfte der Zeit habe ich Siesta gemacht, so wie die ganze Stadt. Von 12 bis 17 Uhr ist alles totenstill in der Stadt (siehe Hintergrund) und alle Geschäfte geschlossen. Die Hitze ist aber auch kaum auszuhalten gewesen.

Die WM

In Uruguay gehen alle im Übrigen bei der anstehenden Weltmeisterschaft von einem Sieg Uruguays im Finale gegen Brasilien aus. So wie es auch 1950 bei der letzten und bislang einzigen WM in Brasilien war. Das sie sich dieser Tage erst noch qualifizieren müssen, spielt dabei keine Rolle. Ich würde mich freuen, wenn Uruguay und Mexiko die Quali schaffen. Dann wäre die Latino-Fraktion richtig stark vertreten bei der WM...

Die Mär des Portugisisch Verstehens

Eigentlich war es mir auch vorher schon klar, es hat sich in den ersten Wochen bestätigt. Die meisten Brasilianer, die kein Spanisch sprechen, konnte ich kaum verstehen. Sie verstehen mein Möchtegern-Spanisch-Gefasel zwar, aber anders herum funktioniert das nicht. Ich glaube ja gut und gerne, dass die anderen Südamerikaner das brasilianische Portugisisch verstehen. Das funktioniert aber nicht, wenn das eigene Spanisch so schlecht ist, dass man selbst bei manch einem Genuschel auf Spanisch kaum ein Wort versteht. Dazu brauche ich noch ein paar Monate...

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