2014-04-26

Begegnungen eines Backpackers IV

Wie ich spannende Leute treffe, kann ich mittlerweile schon ganz gut beeinflussen. Man muss einfach nur zu den richtigen Orten gehen und die richtigen Leute ansprechen. Hört sich einfach an, ist es auch. Alleine schon die Wahl der Hostels macht einen riesigen Unterschied. In dieser Beziehung habe ich vielleicht auch am meisten über mich selbst gelernt. Je größer das Hostel, desto schlechter komme ich in Kontakt mit anderen Menschen, weil ich immer eine Ecke für mich finde, in der ich mich isolieren kann. Dazu kommt dann, dass in großen Hostels auch die großen Reisegruppen absteigen, die sowieso nicht allzu sehr daran interessiert sind mit anderen Leuten in Kontakt zu kommen, weil sie ohnehin ständig genug Leute um sich herum haben. Außerdem geht es hier meistens nur ums Nachtleben und um Alkohol. Ist das Hostel hingegen klein und familiär, bin ich nach zwei Tagen mit allen befreundet. Dort kann man sich einfach nicht aus dem Weg gehen. Dort sind dann auch die Leute, die ähnlich wie ich eher an einem tiefen Gespräch, als an einer Partynacht mit Rausch interessiert sind. Dort kann man abhängen, dort kann man Begleitung für seine Unternehmungen finden. Anfangs habe ich die Wahl eines Hostels noch sehr stiefmütterlich behandelt. Nach einer längeren Zeit alleine jedoch habe ich gemerkt, wie hilfreich und angenehm ein klein wenig Recherche in dieser Beziehung sein kann.

Oskar

Ein Schwede auf der Suche nach Ayahuasca. Sein Ziel war es drei Monate in den Dschungel zu fahren, um sich mit diesem neuerdings sehr stark in Mode gekommenen berauschenden Drink vollzupumpen und im Rausch Antworten zu finden. Nach einem Monat hatte er seine Antworten allerdings schon gefunden und genug vom Zaubertrunk gehabt. So habe ich ihn dann im Großstadtdjungel getroffen. Was für ein Kontrast zum Dschungel. Er hat aber auch einen sehr zufriedenen Eindruck auf mich gemacht und inmitten der ganzen Hektik eine Insel der Ruhe dargestellt. Ganz offensichtlich hat Ayahuasca doch einen starken Einfluss auf ihn gehabt...

Nikolas

Ein Belgier im fortgeschrittenen Alter. Er arbeitet genau sechs Monate im Sommer eines jeden Jahres und reist die anderen sechs Monate auf der Südhalbkugel umher. Das funktioniert, weil er sich einen Skateboardladen mit einem Freund teilt. Der arbeitet dann die sechs Monate im Winter. Damit das eingenommene Geld auch für ein halbes Jahr Reise reicht, lebt er nach wie vor im Haus seiner Eltern mietfrei und lässt sich durchfüttern. Wenn er dann die verschiedensten Länder der Welt abklappert, ist er immer auf den lokalen Märkten unterwegs, wo man einfach alles kaufen kann. Er sucht dann Skateboards aus den 70ern und 80ern, die er in Europa als Sammlerstücke für einen Haufen Geld verkaufen kann...

Dennis

Ein Russe, der mir als Minenarbeiter vorgestellt wurde, als ich einen Kaffee trinken war und sein einheimischer Kollege mich angelabert hat. Nach einer ausgiebigen Unterhaltung auf Spanisch hat er mich am Ende gefragt, ob ich auch auf Spanisch lesen könnte. Selbstverständlich kann ich das und er hat mir im Folgenden ein Buch geschenkt, das er selbst geschrieben hat. Als Erinnerung und als Inspiration ist das Geschenk gedacht. Nach seinem Studium antiker Kulturen in Kanada, hat es ihn nach Südamerika verschlagen um die Kulturen von vor der Inka-Zeit zu untersuchen. Dabei hat er dann das Buch geschrieben. Das kann ich zumindest dem Klappentext entnehmen. Wie er es im Folgenden zum Minenarbeiter gebracht hat, weiß ich leider nicht...

Mefta

Ein Franzose mit algerischen Wurzeln, der auf einer größeren Reise unterwegs ist. Er war in Afrika, ist jetzt in Südamerika und will anschließend nach Asien. Auf jeden Fall will er nach Papua Neu-Guinea, weil dort sonst niemand hinreisen würde. Da ich schon dort war und wir so super ins Gespräch kamen, waren wir uns gleich sehr symphatisch. Wer sonst will schon nach Papua Neu-Guinea außer coolen Leuten. Wir haben uns Ewigkeiten über das Reisen an und für sich und die Lektionen daraus unterhalten. Nachdem ich ihm viel von Papua Neu-Guinea erzählt habe, hat er mir seinen Trip quer durch Afrika ans Herz gelegt. Es ist in etwas auch die Route, die ich auch schon mal überlegt hatte, die er dort abgefahren ist. Er meinte, nachdem wir uns lange unterhalten haben, dass er mich nun schon gut genug kennen würde, um zu wissen, dass ich das Reisen in Afrika lieben würde. Das steht jetzt auf meiner Liste noch ein Stückchen weiter oben...

Wilfried

Ein Lehrer aus dem Schwabenland, der seit diesem Jahr in Rente ist. Dadurch hat er jetzt also Zeit, um sich Teile der Welt anzuschauen, die er schon immer mal sehen wollte, wie zum Beispiel Peru. Er hatte glaube ich gerade die Magie längerer Fernreisen entdeckt und war deswegen von meinem Trip sehr beeindruckt. Außerdem meinte er, dass ihm meine reflektierende Art gefallen würde. Das würde ihn an sich selbst erinnern. Eigentlich wollte er auf den Inka Trail gehen und hatte auch schon eine Reservierung. Kurz vor seiner Reise ist jedoch eine alte Verletzung an seinem Knie wieder aufgebrochen und hat sich rapide verschlimmert. Das hat ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Probleme mit meinen Knien hatte ich ja auch schon, danach hören die Gemeinsamkeiten aber auf. Ich hatte ihm erzählt, dass ich vor der Reise sogar mein Fahrrad verkauft habe. Er hat mir erzählt, dass er vier Fahrräder hat...

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