2014-04-14

Huaraz


Ich war nur ganz kurz in der Wüste und in einer Großstadt, aber eines war ganz schnell klar: Ich wollte wieder in die Berge. Was für ein Glück, dass da auf der Route noch ein Ort namens Huaraz lag, dessen guter Ruf weit vorauseilte. Hier wollte ich wieder aufschlagen und die Anden erkunden. Hier habe ich mich lange drauf gefreut.

Schaut man sich die Wolken an, erkennt man, dass dies nur zum kleinen Teil Wolken sind und zum größten Teil die Cordillera Blanca (das weiße Gebirge). Das hat doch gleich Lust auf mehr gemacht. Nichts wie raus in die Natur.

Der Grund, warum ich mich so lange auf Huaraz gefreut hatte ist, dass man hier den bekannten Santa Cruz Trail hiken kann. Der 4-Tagestrip gilt als einer der schönsten in ganz Südamerika. Das war einer der großen Dinge, die ich von Anfang an auf meiner Liste hatte. Keine Frage, ich war schon wieder (bzw. eigentlich immer noch) in Hiking-Laune.

Man startet ganz tief in einem Tal an einem Flusslauf und läuft langsam aber beständig nach oben. Immer dem Tal folgend. Es hat die letzten Tage viel geregnet und der Weg war an einigen Stellen nicht existent bzw. vom Wasser weggespült. Verlaufen konnte man sich trotzdem kaum, denn links wie rechts war das Tal von steil aufragenden Bergen begrenzt. Man musste einfach nur schauen, wie man sich hier seinen eigenen Weg ausfindig macht.

Langsam aber sicher, haben sich dann auch die ersten schneebedeckten Gipfel in der Ferne gezeigt. Was für eine Landschaft. Es war so friedlich. Hier im National Park war man ganz weit weg von der Hektik des normalen Lebens. Selbst anderen Gruppen ist man kaum begegnet. Das ist der Vorteil, wenn man in der Nebensaison zu einem Platz wie diesem fährt, der nicht unbedingt bei allen Backpackern auf der Liste steht. Diejenigen, die kommen, sind allerdings ausnahmslos begeistert.

Neben dem Transport am ersten Tag, sind wir noch ungefähr 6 Stunden gelaufen. Das war ein guter Start in den Trail und wir sind sogar weiter gekommen, als das geplant war. Wieder einmal habe ich eine harmonierende Gruppe erwischt. Wir hatten alle ein ganz ordentliches und gleichmäßiges Tempo drauf. Unser erstes Camp macht doch einen ganz ansprechenden Eindruck. Gegen Abend wurde es dann richtig kalt. Wir haben uns zum Aufwärmen im Küchenzelt verkrochen. In so einer kleinen Gruppe (4 Personen) schweißt eine solche Unternehmung auch immer schön zusammen.

Am nächsten Morgen ging es dann fröhlich weiter. Immer dem Tal folgen. Immer weiter nach oben.

Über meine Wanderstöcke war ich enorm froh. Die helfen richtig viel und waren ja jetzt auch schon Inka Trail erprobt.

Wir waren auch am zweiten Tag gut unterwegs und unser Guide hat uns deswegen einen zusätzlichen Abstecher empfohlen. Es ging zu einer Lagune und mir wurde im Vorfeld Patagonien-Feeling versprochen. Das war tatsächlich der Fall. Ein See, der von Gletscher-Eis gespeist wird. Das hatte Ähnlichkeiten mit dem von mir so sehr geliebten Patagonien. Das Wetter war ebenfalls Patagonien-like. Auch dieser Gletscher hat krachende Geräusche gemacht. Immer wieder schön solche Naturgewalten hautnah zu erleben. 

Ich habe jetzt zwar schon mehr als 10 Gletscher auf dieser Reise gesehen, aber ich bin immer wieder aufs Neue fasziniert.

Der hier leicht von den Wolken verdeckte Gipfel, ist der berühmte Berg aus dem Paramount Logo. Wer es nicht glaubt, kann gerne ein Bild aus dem Internet dagegen halten.

Es war ein recht langer Weg durch den Sand, den wir gehen mussten. Größtenteils ist diese Landschaft einen gigantischen Erdrutsch vor drei Jahren zu verdanken. Diese Aussicht konnte wir aber auch nur genießen, weil wir den zusätzlichen Abstecher zur Lagune gemacht haben. Ich finde das wunderschön.

Die Generalspose habe ich einigermaßen drauf.

Wieder so ein Fall, wo der Weg mehr einem Fluss glich und man sich einen eigenen Weg finden musste.

Am Zeltplatz angekommen, stand mein Zelt schon. Was für eine Lage. Hier wird einem aber auch alles abgenommen. Selbst unser Gepäck mussten wir nicht tragen, nur einen Daypack mit Snacks, Wasser, Sonnencreme und Kleidung zum Überziehen. Der Rest wurde auf Esel geschnallt. Die waren im Preis inbegriffen.

Kaum am Zeltplatz angekommen, kam ein Hagelschauer auf. Wir haben uns erneut im Küchenzelt verkrochen und gefreut, dass wir nach gut 9 Stunden pünktlich zum Hagelschauer den Zeltplatz erreicht hatten. Dabei sind wir nicht nur den Abstecher zur Lagune gelaufen, sonder auch diesmal wieder ein Stückchen weiter, als ursprünglich vorgesehen.

Der dritte Tag stand an und es ging immer weiter nach oben. Der Blick zurück war gigantisch. Noch weit hinter dem See, den wir ja erst am zweiten Tag erreicht haben, sind wir gestartet. Wir waren dem Pass sehr nahe.

Mittlerweile war es richtig kalt geworden. Um die Handschuhe kam ich nicht drum herum.

Den Pass haben wir im Schneeregen erreicht. Unser Guide erzählte uns noch, dass dieser Pass genau die Mitte der Anden darstellen würde und somit die Hälfte des Wassers in den Atlantik und die andere Hälfte in den Pazifik fließen würde. Eine komische Vorstellung war das, als ich mich dort habe beregnen lassen.

Der Abstieg auf der anderen Seite sollte den größten Teil des dritten Tages in Anspruch nehmen und es war richtig schwierig. Das ein oder andere Mal bin ich weggerutscht. Dabei konnte ich mich allerdings bis auf ein Mal immer auf meinen Wanderstöcken abstützen.

Anschließend ging es dann auf der anderen Seite des Gebirges durch ein Tal. Diesmal beständig nach unten, aber auch hier war der Weg teilweise versumpft. Meine Wanderschuhe, die in der Zwischenzeit schon bei zwei Schustern geflickt wurden (und nun auch schon zum dritten Mal eingerissen sind, wieder an einer anderen Stelle) sind auch nicht mehr ganz wasserdicht. An diesem Tag hatte ich gegen Ende mit diesem Umstand zu kämpfen.

Tag 4 war nur noch ein kurzes Hiking zur Transportstelle. Dort haben wir dann nach erfolgreichem Beenden des Santa Cruz auch unser Gruppenfoto geschossen (die beiden Mädels sind aus Frankreich, der Kollege neben mir aus Israel, hat aber drei Jahre lang in Berlin gelebt). Im Grunde finde ich das besser, wenn die Gruppenfotos erst gegen Ende gemacht werden, dann ist die Stimmung meist viel gelöster und nicht so distanziert.

Der Transport zurück war eine Geschichte für sich. Dazu die Frage: Wie viele Menschen passen in einen solchen Kleintransporter, wenn sie entweder Rucksäcke vom Wandern mitbringen, oder gerade auf dem Markt säckeweise Gemüse eingekauft haben? Ein kleiner Hinweis: Ein Teil der Ladung konnte auf dem Dach befestigt werden. Die Antwort: Wir haben mit 23 Leuten in dieser Karre Platz gefunden. Besonders komfortabel habe ich zwar nicht gesessen, aber die knapp vier Stunden habe gehen auch ganz schnell vorbei, wenn man glücklich über das Geschaffte ist.

Auch mit dem Transporter mussten wir über einen Pass drüber. Dort durften wir kurz aussteigen, um Fotos zu machen. Was für eine Landschaft. Danach sind wir dann die Straße rechts im Hintergrund runtergefahren.

Auch der Gletscher am höchsten Berg hat mich wieder einmal beeindruckt. Ein Gigant.

Während der Fahrt kamen wir dann noch an zwei Seen vorbei. Die Straße ist rechts unten zu sehen. Auch schön.

Ich hatte aber selbst nach dem Santa Cruz Trail noch lange nicht genug. Ich habe mir stattdessen die zwei beliebtesten Eintagestouren rausgesucht und an den beiden folgenden zwei Tagen direkt drangehängt.

Bei dem erste Trip ging es zu komischen, riesigen Pflanzen aus der Ananas-Familie.

Irgendwie waren die Gewächse schräg. Sie brauchen aber auch etliche Jahre, um so groß zu werden.

Das Ziel lag auf 5000 Metern Höhe, wo ich mich erneut in einer Mischung aus Hagel und  Schneeregen wiedergefunden habe. Bei dem starken Wind, haben sich die Hagelkörner wie Geschosse angefühlt.

Wir sind zum Gletscher Pastoruri gewandert. Das Besondere hierbei war, dass man ganz nah ran konnte.

Am meisten beeindruckt hat mich allerding der zugefrorene Gletschersee davor. Das war auch wieder etwas einzigartiges.

Ich kenne die beiden nicht, weiß nicht wie sie heißen oder wo sie herkommen, aber sie wollten ein Foto mit mir machen.

Ich muss aufhören, diese Fotos mit ausgestreckten Armen zu machen, die sind bescheuert.

Den zweiten Tagestrip habe ich zu den Lagunen unternommen, die ich schon aus dem Kleintransporter von oben sehen konnte. Anfangs war das Wetter auch noch prächtig, das hat einen ganz anderen Eindruck verschafft.

An diesem Tag stand ein sechsstündiger Hike mit 700 Höhenmetern auf dem Programm. Das Ziel, eine andere Lagune.

Beeindruckend, wie die schneebedeckten Gipfel aus den Wolken herausragen. 

Die Lagune 69 habe ich erreicht. Die Farbe war aufgrund der dort vorherrschenden Mineralien grell türkis. Stark.

Huaraz hat mich mächtig beeindruckt. Nach sechs Tagen im Nationalpark, habe ich es auch richtig genossen, mal einen Tag die Beine hochzulegen. Was für eine Landschaft. Nicht nur, dass Santa Cruz alles gehalten hat, was ich mir davon versprochen habe, sondern auch die beiden eintägigen Ausflüge waren spitze. Dazu diese gemütliche Atmosphäre. Ich will eines Tages wiederkommen. Dann mache ich den achttägigen Hike Huayhuash, der erst vor ein paar Jahren erschaffen wurde, aber so langsam berühmt wird. Hätte ich vorher davon gewusst, hätte ich mir mehr Zeit für diesen wundervollen Ort genommen, aber ich musste leider weiter, meine Zeit hat gedrängt. Nächstes Mal eben.

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