2014-04-23

Odyssee II

Von Huaraz aus, musste ich schnell nach Ecuador kommen, weil ich dort in ein paar Tagen einen Termin hatte. Ich musste also Zeit gewinnen. Als ersten Schritt habe ich einen Nachtbus nach Trujillo genommen. Geschlafen habe ich eigentlich ganz gut, bis mitten in der Nacht der Fahrer ins obere Deck kam und nach ein paar Männern gefragt hat. Der Bus hat gestanden. Viel mehr habe ich nicht verstanden, weil ich bei meinem Spanisch mich doch immer konzentrieren muss, um zumindest den Kontext zu verstehen. Im Halbschlaf war das unmöglich, aber ich konnte immerhin die Entscheidung treffen, weiterzuschlafen. Das habe ich dann auch nach ein paar Sekunden gemacht.

Am nächsten Tag habe ich mir von der Spanierin, die neben mir saß, die Geschichte erzählen lassen. Unser Bus ist wohl mitten in der Nacht kaputt gegangen und der Fahrer wollte den Bus reparieren. Da wir uns allerdings in einer angeblich sehr gefährlichen Gegend befunden haben, wo öfters Raubüberfälle passieren, wollte er, dass sich ein paar Männer draußen platzieren und aufpassen. Er wollte quasi Präsenz zeigen, während er den Bus repariert. Es muss ein größeres Drama gewesen sein, mit mehreren heulenden Frauen und einer Menge Anspannung. Gut das ich das alles verschlafen habe. Höchstwahrscheinlich wäre es sowieso keine gute Idee gewesen, wenn ein goldblonder Tourist vor dem Bus gestanden hätte. Bei Raubüberfällen ist das ja eher ein Lockmittel als eine abschreckende Präsenz. Ich habe richtig gut geschlafen und hatte zwei Stunden mehr als erwartet. Das war nämlich die Zeit, die wir aufgrund unseres unplanmäßigen Aufenthalts länger gebraucht haben.



In Trujillo hatte ich quasi den ganzen Tag Zeit, mir die Ruinen in der Nähe anzuschauen. Das habe ich auch gemacht und ich habe mich dabei richtig überraschen lassen, von der Größe diesen Hinterlassenschaften einer Vor-Inka-Kultur. Ganze Städte sind die dort am ausgraben.

 Vielleicht ist das in 10 bis 20 Jahren ein richtiger Touristenmagnet. Im Moment ist es eher noch unbekannt. Ich war wirklich überrascht und kann eigentlich auch jedem nur empfehlen, in Trujillo einen Zwischenstop zu machen, wenn man ohnehin auf dem Weg durch Nordperu vorbeikommt. 

Über die Epochen haben sich die Stile verändert und es war wohl auch mehr als nur eine Kultur am Werk.

Die Ruinen waren recht kurzweilig. Ein guter Zeitvertreib für einen Tag.

Auch zum Strand von Huanchaco habe ich es noch kurz geschafft. Dann hat sich der Tag dem Ende zugeneigt.

Die zweite Nacht

Von Trujillo bin ich am gleichen Abend dann auch wieder weitergefahren. Die zweite Nacht in Folge in einem Nachtbus. Das Ziel hieß Piura und diesmal gab es keine Aufregungen während der Nacht. Von Piura wollte ich dann morgens noch einen Bus nach Loja, über die Grenze nach Ecuador nehmen. Das Terminal habe ich gefunden und das Ticket gekauft. Dann aber hieß es kurz vor Abfahrt, dass der Bus nicht wie ursprünglich geplant um 9:30 Uhr fahren würde und ich stattdessen erst um 13:00 Uhr fahren könnte. Wie ich dann später herausgefunden habe, hatte der Bus, der morgens fahren sollte, einen Unfall mit einem Lastwagen und musste somit zur Reparatur gebracht werden. Ich sage mal, dass der Unfall zum Glück nicht passiert ist, während ich im Bus saß. Wartezeit kann man sich ja irgendwie um die Ohren schlagen.

Meine erste Idee war ein Internetcafe. Dummerweise ist nach 5 Minuten der Strom in der ganzen Stadt ausgefallen und ich musste mir eine andere Beschäftigung suchen. Meine zweite Idee war, mir etwas zu Essen und zu Trinken zu kaufen. Ich hatte ohnehin nur ein kleines Frühstück gehabt. Hier bin ich aber daran gescheitert, dass ich mein ganzes peruanisches Geld schon ausgegeben hatte. Ich wollte ja über die Grenze. Dann dachte ich mir, ich könnte mir ja einfach 10 Euro abheben gehen. Das wiederum wäre jedoch nur dann möglich gewesen, wenn die Geldautomaten auch Strom gehabt hätten. Kurzum: Ich konnte nichts machen, außer zu warten. Ich saß in der prallen Sonne, die jede Minute stärker geknallt hat, hatte Hunger, war nicht ausgeschlafen und vor allen Dingen nichts zu tun. So wird man dann leicht gereizt. Das sind die schwierigen Momente auf so einer Reise. Da lernt man am meisten über sich selbst.

Die dritte Nacht

Irgendwann hatte ich es dann geschafft und saß im Bus. Nach knappen 9 Stunden bin ich spät abends in Loja in Ecuador angekommen. Da es in Loja jedoch nichts touristisch Interessantes gibt, wollte ich nach Cuenca weiter und erst dort einen Zwischenstop machen. Ursprünglich hätte ich es an diesem Tag schaffen wollen, dort anzukommen. Mit der ausgefallenen Busfahrt, konnte ich erst um Mitternacht einen Anschluss bekommen. Das hatte immerhin gerade noch gereicht, um mir ein Abendessen am Terminal zu kaufen. Der Transfer nach Cuenca dauerte 4 Stunden und ich kam also um 4 Uhr morgens dort an. Die Spanierin, hatte genau den gleichen Plan wie ich und war in all den gleichen Bussen wie ich. Auch bei ihr war der Grund ein Zeitproblem. Wir haben uns dann ein Hostel rausgesucht, wollten aber noch warten bis 6 Uhr. Wenn man vor 6 Uhr kommt, muss man meistens noch die Nacht zahlen. Das wollten wir vermeiden. Außerdem galt Cuenca bei Nacht als unsicher. In den Terminals passiert jedoch eher nichts, dort ist die Polizei präsent. So haben wir dann also weitere 2 Stunden am Terminal gewartet. Das war richtig hart. Nach drei Nächten in Folge in Nachtbussen (persönlicher Rekord) war ich komplett unausgeschlafen. Da ich natürlich auch keinen Zugang zu Duschen hatte, habe ich gestunken und meine Kleidung hat geklebt. Es war eine der längeren Fahrten, die ich ohne Stopp gemacht hatte, aber letztlich hat auch diese Odyssee wieder irgendwie geklappt.

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