2014-01-27

Navimag

Es war an der Zeit in Richtung Norden vorzudringen. Dummerweise gibt es in Chile keine durchgehende Straße von Nord nach Süd. Gletscher machen einen Teil Patagoniens unpassierbar. Eine Alternative ist eine dreitägige Fahrt mit der berühmten Navimag. Die Fahrt war zwar ziemlich teuer, aber ich hatte es mir kurz hochgerechnet, wie lange und wie teuer eine Tour über die argentinische Grenze, nach Norden und zurück nach Chile gekommen wäre. Die Alternative war nicht wirklich besser. Insbesondere die Aussicht drei bis vier Tage in Bussen zu sitzen war nicht gerade verlockend. Und auch Flüge waren nicht viel billiger. So habe ich mich für die Fahrt mit der Navimag entschieden. Ein Fährschiff, dass aber auch ca. 50 Passagiere mitnimmt. Ich habe auf gut Glück gerade noch ein Ticket bekommen. Die folgenden drei Wochen waren dann schon ausgebucht. Manchmal strapaziere ich mein Glück aber auch ganz ordentlich. Irgendwie hat es in Patagonien ja doch alles so ziemlich genau so geklappt, wie ich mir das vorgenommen hatte. Darauf kann ich schon auch stolz sein, wenn man sich so anhört, wie lange andere Leute teilweise festsaßen.

Wir waren zu sechst auf dem Zimmer und der eine Franzose hat uns mit einer Flasche Havanna Club empfangen. Beim gemeinsamen Regelbrechen innerhalb der ersten 30 Minuten auf dem Schiff (Alkohol verboten) hat es das Zimmer gleich zusammengeschweißt. Anschließend sind wir auf Deck und haben auf die Abfahrt gewartet. Diese hat sich zwar um geschlagene 6 Stunden verzögert (angeblich zuviel Wind für den riesigen Dampfer), wir wurden aber mit einem schönen Regenbogen über Puerto Natales getröstet. Das macht doch schon was her.

Durch die verzögerte Abfahrt kamen wir an eine enge Stelle in den Fjorden erst in der Dunkelheit an und mussten weitere 6 Stunden warten, bis wir passieren konnten. Somit wurden auch 4 Tage aus dem Trip. Nachdem halb sonnigen und halb verregneten aber sehr windigen Tag beim Checkin, hatten wir erst einmal zwei Tage sehr viel Nebel und Nieselregen. Liebhaber von Grautönen kamen hier auf ihre Kosten. Zwischenzeitlich waren wir ein paar Stunden auf offenem Meer und ich habe nach Walen Ausschau gehalten. Aufgrund meiner Wal-Erfahrung konnte ich auch zur Freude der anderen viele entdecken. Die Wellen hat aber nicht jeder verkraftet. Seekrankheit nennen das manche, wenn man bei dem ersten Schaukeln gleich Wale mit Vorgekautem füttert. Mir hat es gar nichts ausgemacht. Ich hatte vielmehr das Problem, dass die Langeweile mich fast gekillt hat. Aber da saßen wir sprichwörtlich alle im gleichen Boot.

Am vierten Tag hatten wir dann endlich gutes Wetter auf dem Deck und jeder ist rausgeströmt. Ich schmiere mich ja sehr oft mit viel Sonnencreme ein, meistens mehrmals am Tag, aber sobald man auch nur einen kleinen Fehler macht, hat man verloren. Dieser Tag war so einer, wo wir alle reingefallen sind. Mittlerweile weiß ich auch, warum das so krass ist. Die Ozonschicht ist über Südamerika viel dünner als über Europa. Deswegen haben hier alle einen Sonnenbrand, wenn man auch nur einmal kurz nicht aufpasst. Scheiß Ozonloch.

An dem Tag gab es aber wenigstens etwas mehr zu sehen, als die Tage zuvor. Fischkutter zum Beispiel.

Insbesondere die Aussicht auf die Ankunft in Puerto Montt hat motiviert. Vulkanlandschaft vom feinsten hat auf uns gewartet. Ich habe mich aber von der allgemeinen Unternehmungslust anstecken lassen und bin auch gleich am späten Abend noch mit dem Bus weitergefahren, erst einmal wieder in umgekehrte Richtung, ein klein wenig in Richtung Süden.

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