2014-01-22

Begegnungen eines Backpackers III

Da war ich also am Ende der Welt und habe mich gefragt, wie ich es innerhalb von fünf Monaten ans andere Ende des Kontinents nach Kolumbien schaffen solle. Da höre ich von Plänen innerhalb von gerade einmal drei Monaten bis Mexiko vorzudringen. So schlecht meine Planung manchmal ist, so gut ist sie doch auch an manchen Stellen wieder. Ein andere Kollege will im März in Alaska sein. Er hat sich aber schon zugestanden das mit mindestens einem langen Flug zu machen. Die Frage nach der Route gehört zum Standardrepetoire unter Backpackern. Darüber kommt man oft gut ins Gespräch und es ergeben sich wieder spannende Lebensgeschichten, die man so nicht hätte erwarten können...

Dan

Brite, der in Gibraltar aufgewachsen ist und somit alles nur kein typischer Brite war. Er kam ins Hostelzimmer (8 Betten) und nach 5 Minuten hat sich die Stimmung von neutraler Distanz in komplette Offenheit gewandelt. Seine Reiselust galt in erster Linie den Hippie-Märkten. Freundschaftsarmbänder, hippe Brillen ohne Stärke, Handtaschen für Männer, einfach alles was der Mensch nicht braucht hat ihn interessiert. Sein Bruder sei angeblich der Torwarttrainer unter Rafael Benitez. Das will ich mal checken, ob der auch aus Gibraltar kommt, ändert aber auch nichts daran, dass der Typ cool war...

Yuraj

Slowake und Kletterer. Reist seit über einem Jahr durch die Welt. China - England - USA - Indien - Spanien - Irland - Peru - Bolivien - Argentinien. Immer genau dort hin, wo er mit Kumpels aus aller Welt klettern kann. An einem Ort bleibt er dann ein bis drei Monate. So ein Aufstieg will nicht überhastet geplant werden. Geld verdient er sich nebenbei als Englischlehrer oder Gepäckträger. Sein nächstes Ziel in Argentinien ist es, den FitzRoy hochzukommen. Wir saßen an Weihnachten zusammen im Hostel fest und waren der Inbegriff eines verkörperten Lagerkollers. Alle Läden geschlossen weil Feiertage waren, kein Alkohol, das Wetter war schlecht und das Internet hat nicht funktioniert. Allgemein fällt mir immer wieder auf, wie erschreckend abhängig die heutige Welt vom Internet ist (ich inklusive). Ohne geht einfach gar nichts. Immerhin hat er mich mit viel Schwarzem Humor unterhalten...

Ilya

Kanadier, der in Montreal studiert hat und jetzt in Toronto arbeitet. Wir haben uns auch im Hostel kennen gelernt und sind auf die gleiche Exkursion gegangen. Da wir uns gut verstanden haben und ich mir einige Links schicken lassen wollte, haben wir uns natürlich in Facebook connected und siehe da, wir hatten schon einen gemeinsamen Freund: Alex Shee. Sein Studienkollege in Montreal war mein Zimmernachbar in der Students Residence in Singapur, weil er ebenfalls dort seinen Austausch gemacht hat. So klein ist die Welt, oder aber so connected ist die Welt...

Amanda

Sie kommt aus den Staaten und arbeitet in der Tourismusbranche in der Planung von Trips nach Kanada. Bevor sie dort angefangen hat zu arbeiten, hat sie ihr eigenes Land bereist. Besser gesagt, war sie in allen Staaten und in allen Nationalparks der USA. Dafür hat sie aber auch geschlagene 4 Jahre gebraucht. Meine Hoffnungen auf einen größeren USA Trip eines Tages haben sich damit aber auch fast zerschlagen. 4 Jahre sind schon eine Hausnummer. Eine der coolsten Sachen war für sie das trinkbare Wasser in Alaska. Deswegen ist sie jetzt auch in Patagonien unterwegs gewesen. Von anderen Backpackern wurde in der Trinkwasserhinsicht noch der Bajkalsee in Russland in den Ring geworfen. Zwei weitere Reiseziele, die in meiner Liste nach oben geklettert sind. Aus der Natur unbesorgt trinken zu können ist einfach unfassbar cool, da stimme ich überein...

Jürgen

Lehrer an einer privaten deutsch-brasilianischen Schule in Rio de Janeiro. Er meinte, dass man nur im Ausland den Lehrerberuf einigermaßen aushalten könne. Vorher war er auch schon in Lima. Da er zwischenzeitlich aber weg wollte von dem Job, hat er auch eine Ausbildung zum Online-Journalist gemacht und zwischenzeitlich für den Kicker gearbeitet und dabei unter anderem Live-Ticker erstellt. Nicht auszuschließen, dass ich da das ein oder andere Mal live davor saß. Über den Beruf hat er aber mit ähnlichem Zynismus berichtet, weswegen er jetzt wieder als Lehrer arbeitet...


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