2014-03-25

Arequipa


Im Süden Perus liegt die Stadt Arequipa, die einen besonders guten Ruf unter Backpackern genießt. Selbstverständlich konnte ich mir das nicht entgehen lassen und wollte mich hier auch austoben.

Die Stadt ist (fast schon typisch südamerikanisch) in weiß gehalten und besticht durch einige schöne Kolonialbauten im Zentrum. Als Anlaufstelle dient die Stadt aber in erster Linie wegen seiner spektakulären Umgebung.

Wie so üblich, lernt man die Stadt schon alleine bei der Suche und Organisation der Unternehmungsmöglichkeiten am ersten Tag kennen. In den meisten Fällen reicht einem das auch schon als Eindruck aus. 

Das Wahrzeichen der Stadt ist der Misti. Ein wunderschöner Vulkan mit 5825 Metern Höhe. Der höchste Gipfel in der Umgebung ist jedoch der Chachani mit 6075 Metern Höhe, wenn auch nicht ganz so fotogen. Auf dem Weg dorthin, habe ich auch dieses Foto vom Misti machen können. Ich wollte noch einen zweiten Anlauf versuchen die 6000 Meter zu knacken. Es war nicht ganz einfach, mich noch einmal zu so einer Tour aufzuraffen, insbesondere nachdem ich so krachend gescheitert bin am Huayna Potosí, aber mein Stolz hat mich getrieben. So einfach wollte ich mich nicht geschlagen geben. Wenigstens ein zweites Mal versuchen. Der Chachani gilt sogar als noch einfacher als der Huayna Potosí und ich habe mich drei Wochen lang mental auf diese zweite Möglichkeit vorbereitet. Ich weiß gar nicht genau, warum ich mir diese Marke so sehr in den Kopf gesetzt hatte.

Es war also wieder eine zwei Tagestour. Am ersten Tag stand der Transfer zum Startpunkt auf knapp 5000 Metern an. Wir waren eine internationale Truppe: Außer mir war da noch ein Holländer, ein Schweizer (französischsprachig) und ein Spanier. Alle Mitte/Ende Zwanzig und das gleiche bescheuerte Ziel: In den Klub der 6000er Besteiger aufsteigen. Wir mussten am ersten Tag gute zwei Stunden mit vollgepackten Rucksäcken zum Campingplatz laufen. Dabei haben wir ungefähr 200 Höhenmeter gewonnen. Auf so einer Höhe ein Zelt aufzuschlagen, ist eine Erfahrung für sich. In der Nacht (um 2 Uhr morgens) hatten wir Frühstück. Auf den Rucksäcken und den Zelten lag eine Eisschicht. Dann ging es los.
Im Zigzag ging es nach oben. Wir waren eine unheimlich harmonierende Truppe. Alle in etwa gleich gestrickt, alle in etwa auf dem gleichen Fitnesslevel. Unser Guide hatte auch wirkliches Interesse uns zum Gipfel zu bringen und nicht nur Arbeit nach Vorschrift zu machen. Er hatte das Gespühr, wann wir wie lange Pause brauchten. So haben wir uns gegenseitig nach oben gezogen. Das hat richtig motiviert und war wahrscheinlich der größte Unterschied zu der Tour, bei der ich aufgeben musste. Ein anderer Unterschied war noch, dass es hier wärmer war. So konnte man nicht nur etwas besser atmen, es lag auch weniger Schnee und hat den Aufstieg somit etwas angenehmer erscheinen lassen. Jeder einzelne Schritt hat so etwas weniger Kraft gekostet. Trotzdem bin ich knapp ein Dutzend Tode gestorben, bei dem Weg nach oben. Auf der Höhe hat die Luft auch nur den halben Luftdruck, wie auf Meeresniveau. Das ist schon nicht ohne. Bis zum Sonnenaufgang hatten wir es auch nicht nach ganz oben geschafft, aber wir waren dem Ziel nahe und es war absehbar, dass wir Erfolg haben würden.

Das Gefühl, den Gipfel zu erreichen werde ich wahrscheinlich nie vergessen. Die pure Erleichterung hoch 4, weil meine drei Kollegen die gleichen Anstrengungen durchgemacht haben und wir uns gemeinsam unendlich gefreut haben. Wir haben es tatsächlich geschafft, und die 6000 geknackt. Ich war so stolz darauf, dass ich es ein zweites Mal probiert hatte, denn es hat mich eine Menge Energie gekostet, einen zweiten Anlauf zu wagen. Dafür wurde ich belohnt mit einer gigantischen Aussicht und ich konnte hinter eines meiner großen Lebensziele einen Haken machen. Die Besteigung eines 6000ers war einer meiner Hauptziele auf diesem Trip.

Ein Foto mit den Misti im Hintergrund musste sein. Ich glaube man kann meinem Gesicht in diesem Moment auch sehr viel ablesen. Wir sind über eine Stunde am Gipfel geblieben, das wollte ausgekostet werden.

Der Tag danach sollte der Entspannung dienen. Ich habe mich dazu entschlossen, an einer Kochschule teilzunehmen. Die peruanische Küche ist eigentlich recht einfach, aber sehr, sehr lecker, wie im Übrigen auch in Bolivien. Da konnte ich es mir nicht nehmen lassen, einen kleinen Einblick zu suchen. Auch ein Meisterkoch muss sich schließlich weiterbilden. Die beiden links von mir (Betrachterperspektive) sind im Übrigen aus Wiesbaden.

Als Vorspeise gab es Causa. Für das Bild habe ich meinen ganzen Franzosen-Charme ausgepackt. Ich finde die Mütze steht mir ganz gut. So würde ich doch auch im Michelin-Reiseführer untertauchen können, nicht?

Als Hauptspeise habe ich Lomo Saltado zubereitet. Wie man meinem Gesichtsausdruck entnehmen kann, habe ich alles im Griff. Kleine Kinder spielen halt gerne mit dem Feuer.

Im dritten Gang habe ich dann noch Pisco Sour gemixt. Bartender kann ich also jetzt auch als Berufszweig einschlagen.

Ein anderer Grund, warum ich die Kochschule besucht habe, ist darin zu suchen, dass ich auf meine deutsche Reisebegleitung aus Chile gewartet habe. Wir wollten noch einmal ein paar Tage zusammen auf Tour gehen, die Wege haben sich wieder gekreutzt. Das Ziel war der Colca Canyon, den man einfach sehen muss, wenn man in Arequipa ist. Das ist der zweittiefste Canyon der Welt. Der tiefste ist ein paar Meter weiter, aber nicht so fotogen und deswegen nicht so beliebt bei Touristen. Diesmal haben wir auch immerhin ein Foto zusammen gemacht.

Wir waren auf einem Zweitagestrip unterwegs. Zu Beginn ist man an einem Aussichtspunkt ganz oben, um Kondore zu beobachten. Dann läuft man 1200 Meter in die Tiefe und halb durch die Schlucht bis zu einer Oase, wo man die Nacht verbringt. Am zweiten Tag muss man dann 'nur' noch wieder nach oben laufen.

Da waren sie, die Kondore. Diese Tiere werden hier in ganz Südamerika so sehr verehrt, wie kein anderes Geschöpf. Die sind aber auch erhaben. Ich mag die großen Vögel ja ohnehin. Ich habe schon viele Kondore fliegen sehen, aber so nah war ich selten.

Dann plötzlich haben sie uns auch eine Flugshow geliefert.

Ich habe hier schon fast eine ganze Batterie von meiner Kamera verknipst, um auch nur ein, zwei gute Fotos hinzubekommen. Wundervolle Tiere, ich war begeistert.

Eigentlich hat es mir da oben ganz gut gefallen, aber wir waren ja zum hiken gekommen. Warum nochmal wollte ich so viele Höhenmeter zu Fuß abarbeiten? Als ob es nicht schon gelangt hätte, zwei Tage vorher auf einen 6000er rauf zu marschieren. Meine Knie hatten noch geschmerzt.

Und als ob das nicht auch schon gereicht hätte, so einen beschwerlichen Weg überhaupt auf sich zu nehmen, habe ich mich auch noch dazu überreden lassen, meinen großen Backpack mitzunehmen, weil es ja viel einfacher sei in einen großen Rucksack alles (von zwei Personen) einzuladen, als in zwei kleine. Ah ja, super Idee, und ich spiele auch noch mit. Nach meiner Karriere als Sternekoch, habe ich also auf Maulesel umgeschult.

Ich habe das auch noch unentgeltlich gemacht. Wenn man sich so ein Tierchen anheuern will, kostet das sonst ca. 15-20 Euro pro Tag. Da die Tour ziemlich beschwerlich ist, steigen viele am zweiten Tag auf so einen Esel auf und lassen sich nach oben tragen. Das ist quasi ein Geschäftsmodell. Erst die armen Touristen in den Canyon runter jagen und ihnen dann den Esel als Alternative für den Weg nach oben anbieten. Ziemlich gerissen, die Leute hier. Nicht wenige haben auch einen Esel genommen, für den zweiten Tag.

Das war unsere Gruppe. Der Brite und die Argentinierin, haben sich mit für den Weg nach oben mit einem Esel vertraut gemacht. Unser Guide, hat die Nacht im Canyon ein bisschen tief ins Glas geschaut, und sich somit auch von einem Esel tragen lassen. Es blieben also genau zwei Leute, die nach oben gelaufen sind. Einer hatte dabei das Handicap Rucksack mitgeschleppt und wurde folglich auch abgehängt. Trotzdem war ich innerhalb von 2 Stunden und 15 Minuten oben. 

Dort ging es dann noch ein bisschen durch die Felder. Das war ein reines Auslaufen.

Die Aussicht war prächtig, der Colca Canyon und die Umgebung sehr beeindruckend.

Ich habe mich sogar dazu hinreißen lassen, einen dressierten Adler auf den Arm zu nehmen. Normalerweise bin ich kein Freund davon, wenn Tiere so dressiert werden, aber irgendwie habe ich hier mit meinem eigenen Prinzipien gebrochen. Warum, weiß ich bis heute noch nicht. Vielleicht hat mich die Erschöpfung nicht mehr klar denken lassen.

Das war aber auch ein Prachtexemplar, dieser Adler. Zusammen mit dem Lama hat er ein gutes Team gebildet.

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