2014-02-26

Potosí

Potosí war einst die reichste Stadt des gesamtamerikanischen Kontinents. Jetzt ist es eine der ärmsten Städte. Die Kolonial-Vergangenheit lässt sich aber weiterhin bestaunen.

Weiterhin gilt Potosí als die am höchsten gelegene Großstadt der Welt. Auf 4000 Metern Höhe atmet es sich schon recht schwer, wenn man durch die Straßen läuft. Langsam laufen will aber auch erst einmal gelernt sein.

Das Stadtbild hatte etwas für sich. Außerhalb des Zentrums konnte man die Armut aber auch recht schnell spüren.

Ich war in erster Linie auf Fotomotiv-Suche. Im Abendlicht, kurz nach einem Regenschauer, waren die Farben auch recht geeignet dafür. Es war jedoch auch bedrückend zu sehen, wie diese doch hübsche Stadt allmählich verfällt.

Der einstige Reichtum und die jetzige Armut ist tief verbunden mit dem Cerro Rico (reicher Hügel), in dem nicht weniger als 180 Silberminen zu finden sind. Noch heute arbeiten knapp 20000 Bolivianer unter teilweise unmenschlichen Bedingungen in den Minen. Meist sind es junge Menschen, die das für ein paar Jahre machen, um sich eine kleine Basis anzusparen. Dann kaufen sie sich beispielsweise ein Auto, um Taxifahrer zu werden. Manche kommen aber auch nie von der Mine weg. Wie so oft, sind Drogen (Alkohol) die einzige Möglichkeit, die Arbeit erträglich zu halten.

Man kann sich so eine Mine auch von innen anschauen. Dummerweise hat meine Kamera im Inneren nicht mehr funktioniert, sodass mir nur dieses Bild vom Ankleideraum bleibt. Auf 4000 Metern ist der Luftdruck ohnehin schon sehr gering und das Atmen fällt schwer. Im Inneren der Mine fehlt noch mal mehr Sauerstoff. Jeder Schritt wurde zur Qual. Die Tunnel sind im Durchschnitt 1,30 Meter hoch. Selbst Bolivianer müssen hier mit gebückten Kreuzen laufen/arbeiten. Ich kam nur im Entengang vorwärts und habe gekeucht wie ein Halbtoter. Um die Tunnel aber größer und erträglicher zu bauen, müsste investiert werden, was die Betreibergesellschaften der Minen selbstverständlich nicht als notwendig ansehen. Die jungen Menschen, die hier 6 Tage die Wochen in 8-Stundenschichten in der tiefsten Dunkelheit, mit gebücktem Kreuz und bei kaum Sauerstoff aber vielen Schadstoffen und Staub arbeiten tun mir unendlich Leid. Teilweise schieben die jungen Leute 1 Tonne abgesprengtenn Stein auf Wagen durch die Mine. Die Tour war mal wieder ein richtiger Augenöffner. Scheiß Kapitalismus! In meiner Hand halte ich im Übrigen waschechtes Dynamit. Das habe ich für 50 Cent auf dem Markt gekauft und später einem Minenarbeiter geschenkt.

Es hat jeden Tag geregnet. Echt dumm gelaufen, dass ich Bolivien in der Regenzeit erwischt habe. Einige meiner Pläne musste ich begraben, da ganze Landesteile unter Wasser standen. 

Immerhin gab es ein paar schöne Stadtfotos bei Regen und Dämmerlicht.

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