2013-12-15

Buenos Aires II

Die Rückkehr nach Buenos Aires stand an. Das hatte mehrere Gründe: Zum einen musste ich dringend das Geld abholen, dass ich bei Markus gelassen hatte und umtauschen gehen. Zum anderen wollte ich mich mit einigen Leuten nochmal treffen, die ich in den letzten Wochen kennengelernt hatte. So bin ich u. a. erneut zu einem Asado (Grillen) nach Campana zu Nelson und Patricia gefahren. Zuletzt gab es da auch noch ein paar Dinge, die ich beim ersten Mal verpasst hatte und mir diesmal anschauen wollte.

Eine der Sehenswürdigkeiten, die ich verpasst hatte, ist der Buchladen in einem alten Theater. Irgendwie stilvoll.
Eine andere Sache, die ich verpasst hatte, weil damals Wahlen waren, ist der sonntägliche Hippie-Markt in San Telmo.
Hier war richtig Leben drin. Musik an jeder Ecke. Manche davon waren auch richtig gut. 
Zu kaufen gibt es alles, was das Herz begehrt. Wenn ich von hier nach Hause geflogen wäre, hätte ich mir wahrscheinlich einiges in den Rucksack gepackt. So musste ich mich begnügen. Immerhin habe ich einen neuen Leder-Geldbeutel gefunden (meiner ist kaputt gegangen) und ich habe mir gegen die Sonne ein Kopftuch gekauft.
Essen kann man natürlich auch klassisch argentinisch, gut und günstig.
Dazu gibt es dann Live-Musik und Tango-Tänze. Ich will diesen Tanz lernen.
Einen Traum musste ich mir noch erfüllen: La Bombonera, Heimspielstätte der Boca Juniors und eines der legendärsten Stadien weltweit. Ich habe einen gehörigen Aufwand betreiben müssen, um an eine Karte zu kommen. Auswärtsfans sind in Argentinien verboten. Karten werden nur an Mitglieder verkauft. Als Auswärtiger hat man zwei Chancen: Entweder der Schwarzmarkt vor dem Stadion oder über eine Agency die Schwarzmarktgeschäfte abwickeln lassen. Da aber gerade bei Boca, dem Klub der Armen und Touristenattraktion Nummer 1 in Sachen argentinischer Fußball viele gefälschte Karten im Umlauf sind, haben sich auch viele Agencies aus dem Geschäft zurückgezogen. Letztlich habe ich nach über einem Tag Suche eine Agency gefunden, die mir für einen Mondpreis eine Karte angeboten hat.
Ich bekam einen Mitgliedsausweis (mein Name war für ein paar Stunden Luciano Esteban Gonzalez) mit zugeordnetem Sitzplatz. Dann wurde mir erklärt, wie ich reinkomme, der Polizei aus dem Weg gehe und möglichst wenig Aufmerksamkeit errege. Hat alles geklappt. Ich war plötzlich mitten unter den heißblütigen Boca-Fans.
Das mit den Sitzplätzen wurde aber auch nur teilweise kontrolliert. So kam es zustande, dass einige Plätze frei blieben, andere Blocks hingegen hoffnungslos überfüllt waren.
In der Halbzeit war ersteinmal Ernüchterung angesagt, Boca lag zurück.
Wie auch viele andere Einheimische habe ich die Chance genutzt, um ein Foto von mir im Stadion machen zu lassen. Ein Trikot hatte ich zwar nicht an, aber zumindest habe ich mich an den Dresscode Blau-Gelb gehalten. Bei einer Rot-Weiß-Kombination (Farben des Erzfeindes) wäre ich wahrscheinlich verprügelt worden. Ich hatte eine Platz ganz oben auf der Gegentribüne. Ganz gut um Fotos zu machen und das Spiel zu verfolgen. Das Stadion wird 'die Pralinenschachtel' genannt, weil aufgrund des mangelnden Platzes mitten im Wohngebiet eine so spezielle Architektur hat.
In der zweiten Hälfte ging es dann auf den Tribünen richtig ab. Die 55000 Zuschauer (wohlgemerkt, keine Gästefans) wollten ihr Team zum Sieg tragen. Schon beeindruckend, wie hier alle auf Fußball abfahren. Manchmal hatte das ganze Stadion den gleichen Takt, manchmal war die eine Kurve etwas langsamer als die andere. Dann kam es zu einem Echo-Effekt bei den Gesängen. Das hatte auch etwas spezielles, dass ich noch nicht kannte.
Den Ausgleich hatte Boca noch geschafft. Das wurde dann gleich mit Feuerwerk gefeiert und hatte eine kleine Spielverzögerung zur Folge, was hier aber zum Standard gehört.
Das Spiel war eigentlich total uninteressant, ich wollte ohnehin nur die Fußballbegeisterung spüren.
Ein Erlebnis, dass ich so schnell nicht vergessen werde. Mit 'La Bombonera' habe ich mir den Traum von einem weltbekannten Stadion erfüllt. Viele ähnlich berüchtigte Stadien gibt es nicht.

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